Südliche Shetland Inseln

Freitag, 28. Dezember

Die Nacht war ruhig. Trotz dem dichten Nebel erreicht die MS Bremen die südlichen Shetland Inseln nach 920 nm (1 nautische Meile = 1,852 Km). Diese etwa 20 größeren Inseln liegen nördlich der Bransfield Straße und südlich der Drake Passage am Rand der Antarktischen Halbinsel.

Die größte der Inseln ist die nahezu vollständig vergletscherte King George Island, hier haben auch zahlreiche Staaten Forschungsstationen errichtet. Die gesamten Inseln sind vulkanischen Ursprungs und werden auch in der jetzigen Zeit noch von Erdbeben erschüttert. Hoffentlich nicht gerade heute!

 

Halfmoon Island: 07:30 Uhr - 12:00

Gegen 7:30 Uhr kommen wir vor Halfmoon Island an und die erste Anlandung ist ab 8:00 Uhr geplant nachdem das Vorauskommando die Situation vor Ort angesehen hat. Gruppe Blau ist erst ab 9:30 Uhr für zwei Stunden Landgang dran, also noch Zeit für ein kleines Frühstück.

Half Moon Island war bereits 1821 bei den Robbenjägern bekannt. Die kleine Insel ist wie ein Halbmond geformt, was ihr damit auch den Namen gab. 1953 wurde hier die argentinische Sommerstation Cámara errichtet, die zur Zeit aber nicht bewohnt ist und daher nicht besichtigt werden kann.

 

Die Anlandung erfolgt an einem kleinen Kiesstrand unterhalb einer kleinen Felsenkette gegenüber der Station. Von einer kleinen Anhöhe öffnet sich ein Blick auf die wunderschöne Kulisse der gegenüberliegenden Insel Livingston mit einem riesigen Gletscher. Hierzu tapsen wir durch die Schneefelder einen Hang hoch um diesen tollen Ausblick zu haben. Mit Gummistiefeln nicht immer ganz einfach, aber es geht. Der Gletscher ist noch etwas im Nebel versteckt, aber dafür ist es windstill um die +2°C. Gut auszuhalten.

Unterwegs treffen wir die ersten Zügelpinguine, die hier eine Kolonie haben. Es ist lustig anzusehen, wie die kleinen Pinguine die Berge zum Wasser runterrutschen oder wieder zu den Nestern hochklettern. Sicherlich nicht ganz einfach. Und dann gucken auch noch irgendwelche komischen Gestalten in roten Jacken zu. Da kommt bei einigen Zügelpinguinen sicherlich Stress auf. Wir versuchen immer genügend Abstand zu halten, was aber auch hier nicht immer ganz einfach ist.

Der Name kommt durch eine Zeichnung im Gesicht. Ein Strich im Schnabelbereich, der aussieht als ob die Tiere einen Zügel umgelegt haben.

 

Wie auf kleinen Straßen laufen die Pinguine vom Wasser aus die Berge hoch,

runter geht es dann flotter. Manchmal rutschend auf dem Bauch!

 

Nester bauen sie auf den Felsen und benötigen dazu kleine Steine. Diese klauen sie gerne bei den Nachbarn, was dann richtig Stress gibt. Die kloppen sich dann wie die Kesselflicker!

Auf dem Weg sehen wir auch zum ersten Mal einen Buckelwal vorüber schwimmen. Der ist aber noch weit weg. Ihre Fontänen sehen wir jetzt öfter. Das kann ja die nächsten Tage noch besser werden!

 

Um 12:15 Uhr wird der Anker wieder hochgezogen, wir wollen noch weiter nach Deception Island.

Wer will kann in der Zwischenzeit sich am Mittagsbüffet bedienen. Pizza & Pasta ist angerichtet.

 

Deception Island: 15:00 Uhr - 19:00

Von Halfmoon Island kommen wir 15 Minuten später los als geplant. Die eine Ankerkette hatte sich etwas verheddert und die ruhige See wurde genutzt, die Kette wieder zu entwirren.Nach 39 nm, die die MS Bremen in knapp 3 Stunden zurücklegt, erreichen wir Deception Island, zu Deutsch "Täuschungs-Insel". Die Insel gehört zu den Höhepunkten jeder Antarktiskreuzfahrt. Sie erhielt ihren Namen, weil sich im Innern der Insel - von der Seeseite fast unsichtbar - ein Kratersee befindet, der auch von größeren Schiffen angelaufen werden kann. Bei dem See handelt es sich um den Rest eines riesigen Vulkanes, der durch die Last seines Gewichtes einbrach und damit einen riesigen Einsturzkrater (Caldera) hinterließ. Diese Caldera ist durch eine schmale Einfahrt, dem "Neptuns's Bellows" (Blasebalg), mit dem Meer verbunden. Die Einfahrt wird flankiert durch zwei markante Felspfeiler, den Cathedral Crags. Die Passage muß genau angefahren werden, da die Durchfahrt sehr eng ist. Das dies nicht immer einfach ist, davon zeugen die Überreste eines Wracks auf der linken Seite.

Heute erschwert dichter Schneefall noch die Sicht und man kann die Felsen nur erahnen. Aber der Kapitän hat die Passage schon öfters gemacht und es klappt auch heute ohne Schrammen.

10 Minuten nach der Durchfahrt wirft die MS Bremen in der Whalers Bay Anker. In dieser Bucht des ca. 14 x 10 Km großen Kratersees wurde bereits 1906 eine Walfangstation errichtet. Diese wurde aber 1927 durch vulkanische Aktivitäten zerstört. Eine 1944 von Briten errichtete Forschungsstation erleidete bei einen Vulkanausbruch im Jahr 1969 das gleiche Schicksal und wurde teilweise zerstört.

Die ersten machen sich um 15:30 Uhr bereit für die Anlandung. Ich bin noch am überlegen, der Schneefall ist so stark, das kaum was zu erkennen ist. Vielleicht sollte ich lieber in die Sauna gehen?

Egal! Nach kurzer Überfahrt erreiche ich um 16:00 Uhr den flachen, schwarzen Lavastrand. Wenn der Wind und der Schnee nicht wäre ist das hier ein toller Platz. Die alten Tanks der ehemaligen Walfangstation sind irgendwie unwirklich, was durch das Wetter noch verstärkt wird.

 

In der Caldera vermischen sich heiße Quellen mit dem Meerwasser und es besteht die Möglichkeit im sogenannten "Polar plunge" ein Tauchbad zu nehmen. Vorbereitet bin ich, die Badehose habe ich unter. Aber das Wetter! Und so warm ist das Wasser nun auch wieder nicht. Früher durfte man kleine Wannen in den Strand graben, in denen sich das warme Wasser sammelte. Das ist aber inzwischen verboten.

Ich lasse es sein und fahre lieber mit dem nächsten Zodiac zurück zum Schiff. Dort mache ich noch einen Gang in die Sauna um mich wieder aufzuwärmen. Im Pool bin ich alleine und lasse den Schnee auf meinen Kopf fallen.

Inzwischen ist auch schon wieder 18:00 Uhr und ich schreibe hier noch etwas im Blog.

Heute war zwischendurch mal kein WLAN-Empfang, wir sind jetzt wohl doch etwas weit ab von der Zivilisation. Morgen kommen wir noch zur Paradise Bay. Hoffentlich ist da das Wetter wieder besser. Ausserdem erreichen wir die südlichste Poststation der Welt in Port Lockroy. Die Karte für Jürgen Hartmann liegt schon zum Absenden bereit!

 

Während uns beim Chef's Dinner das Abendessen serviert wird, nimmt die Bremen um 19:00 Uhr Kurs auf die 141 nm entfernte Paradise Bay.

Den den Tag abschließenden Vortrag von Heinz Ahammer über Bau und Inbetriebnahme der deutschen Forschungsstation Neumayer III schaue ich mir ab 21:15 Uhr auf dem Flachbildschirm von meinem Bett aus an.