St. John's / Neufundland

Dienstag, 29. August 2017

Hafen St. John's

Liegezeit: 8:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Nach vier Tagen auf See müsste jetzt eigentlich wieder Land in Sicht kommen.

Beim Frühstück um 7:00 Uhr in der X-Lounge ist davon aber noch nichts zu sehen. Dichter Nebel umwabert das Schiff und das Nebelhorn tut alle zwei Minuten seinen dröhnenden Dienst. Plötzlich wird es vor dem Bug der Mein Schiff 6 heller, als ob jemand eine Lampe eingeschaltet hat. 

War eben noch dichtester Nebel, erkennen wir auf einmal die enge Durchfahrt in den Naturhafen von St. John’s. Auf der Backbordseite erheben sich die Klippen mit dem Leuchtturm Fort Amherst, an steuerbord ist der Aussichtspunkt Signal Hill mit dem Cabot Tower zu erkennen. Die Durchfahrt ist eng und die  Mein Schiff 6 passt gerade so durch.

Über der Stadt erstreckt sich strahlend blauer Himmel und vom Deck 14 sehen wir bereits die bunten Häuser an den Berghängen, die Kirche und das Museum "The Rooms".

Anscheinend schützen die engen Felsen nicht nur den Hafen vor ankommenden Feinden sondern auch die Stadt St. John's vor feuchten Nebelschwaden. Uns soll es natürlich recht sein.

Als Kapitän Todd Burgman an der Pier festmacht sind Anja, Kerstin, Ingolf und ich bereit für den Ausflug und stehen unten am Ausgang auf Deck 2. 

Nach vier Tagen auf See haben wir wieder Land unter den Füßen. Auch auf St. John's haben wir bereits einen Wagen an der Station von Enterprise in der Kenmount Road reserviert. Die Station ist gute 5 Kilometer entfernt und für den Weg nehmen wir lieber ein Taxi. Die netten Mitarbeiter bei Enterprise sind fix und schnell haben wir die Formalitäten erledigt und können losfahren. Ein Navi hat der sonst bestens ausgestattete Chevrolet Cruze nicht, das ist hier wohl kein Standard wie von uns vorher angenommen. Es gibt allerdings auch nicht allzu viele Straßen, die Ausschilderung ist gut und das ausgehändigte Kartenmaterial reicht für unseren Ausflug aus.

Wir sind übrigens nicht die ersten Europäer die ihren Fuß auf Newfoundland setzen, das war der Grönländer Leif Erikssson vor über 1000 Jahren.

Die Hauptstadt St. John's auf der  Halbinsel Avalon, in deren Hafen die Mein Schiff 6 festgemacht hat, ist immerhin die älteste Stadt Kanadas. Schon 1760 kamen Siedler aus dem Westen Englands und von Irland nach Newfoundland.

Ohne Stress wollen wir eine kleine, entspannte Rundfahrt machen und haben folgende Punkte auf unserer Fahrt erstmal grob geplant:

  • Cape Spear Leuchtturm (östlichste Punkt Nordamerikas),
  • Signal Hill (Aussichtspunkt mit Gedenkstätte) mit dem Cabot Tower
  • Quidi Vidi, ein buntes Fischerdorf
  • zum Leuchturm von Fort Amherst 
  • Walbeobachtng bei Saint Andrews oder dem Fischerdorf Bay Bulls 

 Mal sehen wie wir vorankommen und im Ort selbst gibt es sicherlich auch genug anzuschauen. Als erstes wollen wir zum östlichsten Punkt Nordamerikas, dem achtzehn Kilometer entfernten Leuchtturm am Cape Spear. 

Auf der kurvigen Black Head Road geht es vorbei an kleinen Hügeln, kleinen und größeren Seen. Vor dem Cape machen wir einen kurzen Halt und blicken auf die steinige Küste an der Cantwells Cove herunter. Die Landschaft gefällt uns gut, ist aber karg und die Bäume (Windflüchter) zeigen die vorherrschende Windrichtung an. Ein Stückchen weiter ist auf dem Parkplatz vor dem Cape Spear Leuchtturm noch nicht viel los, die großen Ausflugsbusse sind noch auf dem Weg hierher. Der bereits 1835 errichtete Leuchtturm ist der älteste Neufundlands und auch in heutiger Zeit noch in Betrieb. Leider zieht hier noch der Nebel von der See hoch und die Aussicht hält sich heute in Grenzen. Trotzdem können wir erahnen, das hier bei Sonne sicherlich ein schöner Platz ist und die roten Stühle ihre Berechtigung haben.

Bevor der Andrang größer wird machen wir uns auf der Straße Nummer 10 auf in Richtung Bay Bulls und das ca. 40 Kilometer entfernte Witless Bay. An den beiden Orten starten Boote raus zur Walbeobachtung. Vielleicht ergibt sich ja eine Möglichkeit zum Mitfahren, vorher gebucht haben wir nicht. Die wenigen Schiffe sind aber schon alle voll besetzt, an Bord sitzen die Passagier der Mein Schiff 6. Bei Nebel tauchen die Wale sowieso nicht auf und wir sind nicht traurig, dass wir nicht mitkommen. Wäre uns auch zu eng. Viel mehr geben die beiden Orte aber auch nicht her und von hier steuern wir auf der Witless Bay Line (Straße Nummer 13) durch eine tundraartige Landschaft und erreichen nach guten 20 Kilometern ohne viele Kurven den Trans-Canada Highway, eine der längsten Autobahnen der Welt. Insgesamt verläuft der Highway quer durch Kanada auf einer Strecke von ungefähr 8.030 Kilometern. Das wir uns auf dem Highway befinden, lässt sich leicht durch das Schild des Trans-Canada Highway  erkennen: Ein weißes Ahornblatt auf grünem Grund. Diese Art von Schild wird nur für den Trans-Canada Highway benutzt und lässt deswegen kaum Fehlschlüsse zu.

Wir haben für die ganze Strecke nicht genügend Zeit und fahren auf der gut ausgebauten Autobahn 45 Kilometer bis an das östlichste Ende des TCH. In St. John’s beginnt der Highway von Ost nach West oder ist eben das Ende in umgekehrter Richtung.

Vom Ende des Highways erreichen wir nach zehn Minuten den 152 m hohen Signal Hill. Der Aussichtsberg mit dem Cabot Tower ist St. John’s beliebtestes Wahrzeichen.

Von hier oben haben wir eine spektakulären Aussicht auf St. John's mit seinem Naturhafen und den Atlantik. Kein Wunder, das aufgrund der strategischen Lage vom 18. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg von hier oben der Hafen und St. John’s bestens verteidigt werden konnten.

Ich besteige noch den Cabot Tower. Rundherum gibt es ausgewiesene Wanderwege entlang der Küste mit herrlichen Ausblicken. Hier könnte man sicherlich auch einen ganzen Tag verbringen. 

Wir müssen aber weiter und wollen noch nach Quidi Vidi. Hätten wir natürlich auch von hier aus zu Fuß machen können.

Am im Frühjahr 2012 eröffneten Cavell Park und dem Quidi Vidi Lake vorbei erreichen wir das kleine Fischerdorf gleichen Namens. Nach der Entdeckung reicher Fischgründe in der Umgebung wurde Quidi Vidi im 16. Jahrhundert gegründet.

An einem fjordähnlichen Meeresarm stehen die bunten Häuser auf Stelzen direkt am Wasser. Nicht zu übersehen ist die Hauptattraktion, die Quidi Vidi Brauerei. Seit der Gründung 1996 versorgt die unabhängige Brauerei Neufundland mit außergewöhnlichem Bier, zum Beispiel dem bekannten Iceberg Beer. Für diese Spezialität wird Wasser aus Eisbergen vor der Küste von Neufundland geerntet. Für eine der 45-minütigen Bierverkostungen fehlt uns leider die Zeit, wollen wir doch auch noch die schönen Häuser in St. John’s anschauen.

So fahren wir nach einem kleinen Rundgang durch den Ort wieder zurück und geben den Wagen ab. 

Um 15:15 Uhr sind wir wieder zurück, sind ca. 160 Kilometer mit dem Wagen unterwegs gewesen und haben dabei viel gesehen. Für den Wagen incl. Benzinkosten haben wir umgerechnet 75,-- Euro bezahlt. Da haben wir für wenig Geld einen schönen Ganztagesausflug gemacht. Ein Mitarbeiter von Enterprise bringt uns zurück und lädt uns direkt vor der Mein Schiff 6 ab. Ein netter Service!! Wir sparen uns ein Taxi oder einen ordentlicher Spaziergang entlang der Hauptstraße.

Zurück am Hafen starten Kerstin & Ingolf gleich noch einen Rundgang durch den Ort, Anja und ich gehen kurz an Bord und stärken uns im Buffet-Restaurant Anckelmannsplatz. So viel Zeit muss sein.

Nach dem kleinen Imbiss gehen auch wir noch ein gutes Stündchen durch St. John's. Verlaufen können wir uns eigentlich, das Schiff überragt die kleinen Häuser der Stadt und so werden wir bestimmt bis zur Abfahrt zurückfinden. Erst geht es für uns entlang der Water Street und weiter durch nette Straßen mit den typischen Holzhäusern.

 

Die meisten sind wirklich bestens erhalten und gut in Schuss. Gefallen tun uns die bunten Briefkästen an den Häusern oder die verzierten Hauseingänge. Über Duckworth und Cathedral Street  kommen wir zur am 9. September 1855 geweihten katholischen Basilica Cathedral of St. John the Baptist vorbei. Die zwei Türme sind gute 45 Meter hoch und überragen die im Stil einer römischen Basilika gebauten Cathedrale. Vor der Kirche steht ein großer Bogen mit einer Statue des Hl. Johannes des Täufers. Die Statue ist ca. 3 Meter hoch und wurde aus reinem weißem Marmor aus Carrara gemeißelt. Zeit für einen Besuch bleibt nicht und so geht es nach einem Blick von außen weiter zur Bonaventure Ave.

Hier steht gleich gegenüber der Cathedrale das Museum    "The Rooms": Die Zimmer sind Neufundland und Labradors größter öffentlicher Kulturraum. Es repräsentiert und präsentiert die Provinz für die Einheimischen und Besucher aus der ganzen Welt. Sein Design spiegelt die Räume der Fischer wieder, in denen früher die Familien zusammenkamen um ihren Fang zu verarbeiten. Gebaut wurde es aus lokalem Granit, lokalem Holz, gebürstetem Aluminium und Acres aus Glas. Das Gebäude soll eben so unverwechselbar sein wie Neufundland und Labrador. Das ist gelungen und bietet auch noch einen unvergleichlichen Blick auf die Hafenstadt.

Zum Auslaufen stehen wir auf dem Sonnendeck der X-Lounge, die Durchfahrt zwischen den beiden Hausbergen von St. John's hindurch will sich keiner entgehen lassen. Auch die Crew der X-Lounge ist bester Dinge und hat ihren Spaß. 

Die Behörden von Stadt und Hafen des netten Ortes haben sich für das Auslaufen der mein Schiff 6 etwas besonderes einfallen lassen. Da unser Schiff das erste Mal hier angelegt hat, gibt es von den umliegenden Schiffen im Hafen erstmal ein kleines Konzert aus deren Nebelhörnern zum Geleit. Oben am Signal Hill stehen die Kanoniere bereit, um 3 Salutschüsse mit den Kanonen abzugeben. Natürlich darf ein Dankeschön mit einem langen Signal aus dem Horn der MS 6 nicht fehlen.

Mit der "Großen Freiheit" geht es durch die enge Einfahrt wieder hinaus auf das offene Meer. Winkende Menschen links und rechts auf den Klippen und am Ufer lassen diese Ausfahrt zu einem schönen Moment werden!

 

Nach dem wieder recht leckeren Abendessen in der X-Lounge  geht es erneut auf ein Gläschen Wein in die Studio Bar. Wir sitzen in gemütlicher Runde und tauschen unsere heutigen Erlebnisse aus. Da passt es ganz gut, dass wir in der Nacht nochmal 30 Minuten "dazu" bekommen und morgen außerdem ein Tag auf See ansteht.


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