Kiruna und Eishotel

Ostersonntag, 27. März 2016

Ausflug nach Kiruna und Jukkasjärvi

Die letzte Nacht war auch im Hotel Jokkmokk eine Stunde kürzer, denn auch in Schweden werden die Uhren zur Sommerzeit eine Stunde vorgestellt.

Kurz entschlossen hatten wir uns noch vor Ort für den Ausflug nach Kiruna und dem Eishotel in Jukkasjärvi entschieden. Waren die bisherigen Erfahrungen mit der sehr gut informierenden Reiseleiterin Anna und dem Busfahrer Alf doch sehr positiv.

Keine Angst, so sollte es auch bleiben!

Um 08.00 Uhr stehen wir mit sieben anderen Teilnehmern bereit um mit Alf und Anna bei bestem sonnigen Wetter loszufahren in Richtung Norden.

Einen ersten Stopp für eine kleine Pause machen wir an einer Tankstelle in Gällivare, gleich neben dem Kreisel mit den Elchen..

Galliväre ist der Verkehrsknotenpunkt in Lappland, 70 km nördlich vom Polarkreis. Hier enden die Europastraßen E45 und E10, ebenso ist hier auch die Endstation der Inlandbanan. Die Erzbahn von Luleå über  Kiruna nach Narvik führt ebenfalls durch Gällivare.  

Nach gut 200 Kilometern auf der E10 und E45 erreichen wir Kiruna, die nördlichste Stadt in Schweden. Die Stadt Kiruna entstand als Siedlung für das gleichnamige Eisenerzbergwerk. Schon weit vor der Stadt können wir aus dem Bus den 749 Meter hohen Kiirunavaara erkennen, einem der beiden Erzberge der Stadt Kiruna. Hier wird hochwertiges Eisenerz abgebaut,  zurzeit in 1150 Metern Tiefe.

Jetzt laufen bereits die ersten Baumaßnahmen zur Verlegung der gesamten Innenstadt, damit die unter der Stadt liegenden Vorkommen in Zukunft weiter abgebaut werden können. Erste Planungen gab es bereits seit 2007 und im Juni 2010 wurde beschlossen ein neues Stadtzentrum fünf Kilometer weiter östlich zu bauen. Ein Umzugsplan sieht eine schrittweise Übersiedlung der Stadt bis 2033 vor. Unvorstellbar das sich der riesige Aufwand lohnt. 

Auch unser nächster Halt, die 1912 von Gustaf Wickman aus Holz erbaute Kirche  soll vollständig abgebaut und an einen neuen Standort übersiedelt werden. Die Bauform der Kirche ähnelt einer samischen Kote aus Birkenstämmen. Innen wird gerade eine Messe gehalten. So können wir leider nur ein paar Fotos aus der hinteren Reihe machen. Die zwölf Statuen auf dem Dach symbolisieren die menschliche Gefühle, darunter Zärtlichkeit, Liebe, Mitleid und Verzweiflung. Die Kirche wurde 2001 zum schönsten Gebäude Schwedens gewählt und ist auch auf einigen Briefmarken des Landes abgebildet. 

Von hier ist es nur noch eine gute Viertelstunde in das ca.  20 Kilometer entfernte Eishotel in Jukkasjärvi. 

Anna kümmert sich um die Besuchsformalitäten. Inzwischen kann Anna hier die Führungen durch das Hotel selber durchführen. Wir brauchen also nicht auf einen anderen Hotelguide zu warten und bekommen einen kleinen Aufkleber für unsere Jacken. So sind wir als Besucher erkennbar und haben damit Zugang auf das Gelände des Icehotels. 

 

 

Sonne und blauer Himmel! Auf dem See tummeln sich die Schweden auf Skiern und Motorschlitten. Bestes Ausflugswetter nicht nur für uns. 

Anna führt uns durch Eiskirche, Eisbar und Eishotel und berichtet über die Entstehungsgeschichte. 1980 wird in Jukkasjärvi ein Eis- und Schnee-skulpturenkurs veranstaltet. Als Räumlichkeit für den Kunstkurs hatte man ein Schneehaus gebaut. Da es nicht ausreichend Unterkünfte gibt werden die Teilnehmer im Schneehaus zwischen den gefrorenen Kunstwerken untergebracht. Sie bekommen Schlafsäcke, Tipps für den Toilettenbesuch in Eis und Schnee und Zugang zu einer Sauna.  Bei den Teilnehmern fand das große Zustimmung und die Idee für das ICEHOTEL war geboren.

Seitdem werden jeden Winter Eisblöcke aus dem gefrorenen Torne Fluss in Jukkasjärvi geschnitten. Bereits jetzt im März 2016 beginnt die Ernte für den nächsten Winter 2016/17 und in einer riesigen Kühlhalle werden die Blöcke über den Sommer eingelagert. Die Flächen, wo das Eis geerntet wird, sind auf dem zugefrorenen Fluss gut zu erkennen. Hoffentlich bemerken auch die Motorschlittenfahrer die Absperrung rechtzeitig und versinken mit ihren Maschinen nicht im kühlen Nass unter der dort jetzt sehr dünnen Eisschicht. 

Anfang November beginnen die Aufbauarbeiten und zahlreiche Künstler aus aller Welt tragen mit aufwendiger Schnitz-, Polier- und Schleifarbeit zur „Neuerstehung“ des Hotels bei.

Ab Mitte Dezember öffnen dann die Tore des Eishotels und das Kunstwerk erwacht zum Leben. Die Saison endet im darauffolgenden Frühling, wenn die wärmer werdende Sonne das Kunstwerk wieder als Tauwasser in den Torne zurückfließen lässt.

 

Bis dahin besuchen zahlreiche Touristen diese Attraktion im hohen Norden. Einen Aufenthalt im ICEHOTEL sollte man rechtzeitig im Voraus buchen. Das ICEHOTEL ist regelmäßig ausgebucht und absolut keine Adresse, bei der man unangemeldet anklopfen und nach einem Zimmer fragen kann. 

Die Eiskirche wird jedes Jahr wieder von dem einheimischen Pastor geweiht und wird regelmäßig für Gottesdienste,  Hochzeiten und Taufen genutzt. Da heißt es sich warm anziehen. Schon bei der Hochzeit ;-). Auf dem obigen Bild sind der Altar und das Taufbecken zu erkennen.

In der ICEBAR kann man einen coolen Drink bestellen. Ab 15,-- Euro aufwärts ist man dabei. Dafür kann man die Gläser auch mitnehmen. Schon wieder ein Witz!

Die Hotelzimmer können wir alle besichtigen. Da sie nur zum Schlafen gedacht sind, ist um diese Uhrzeit noch kein Gast für eine kleine Pause auf dem Eisbett und hält ein Nickerchen.

Im Hotel herrschen konstant -5 Grad. Wir haben ausreichend Zeit um uns jedes der Zimmer anzusehen. Anja muss zwischendurch mal an die frische Luft um sich aufzuwärmen, es ist doch etwas fußkalt. Die kunstvoll „geschnitzten“ Räume mit den Betten und weiteren Einrichtungsgegenständen sehen wirklich toll aus.

In einem Raum steht zum Beispiel ein großer Elefant. In einem anderen eine Schafherde oder es liegen Eisköpfe auf dem Boden. 

Als Tür hat jeder Raum lediglich einen Fellvorhang. Das Bett ist ebenfalls aus einem großen Eisblock geschnitzt. Als Auflage gibt es Rentierfelle. 

Für die Nacht umziehen und seine Sachen ablegen erfolgt in einem der Nebengebäude aus Holz. Geheizt! Dort bekommt man für die Nacht einen dicken Overall und Schlafsack. Ab 200,-- Euro ist man für eine Nacht dabei. 

Für ca. 900,-- Euro/Person kann man sich auch in eine der beiden Suiten einmieten. Dann auch mit eigener Sauna und beheizter Dusche und Toilette. Sonst muss man in seinem „Schlafanzug“ einmal über den Hof. Daher die Empfehlung am Abend nicht so viel zu trinken.

Länger als eine Nacht bucht kaum jemand ein Zimmer. Im dazugehörigen Hotel und den Ferienhäusern gibt es genügend warme Zimmer.

Ob man das Geld ausgeben möchte, um nur ein paar Stunden im „Eiszimmer“ zu schlafen muss jeder selber wissen. Uns hat das Anschauen gereicht und das hat sich auch wirklich gelohnt!!

Auf der Rückfahrt machen wir in Lappeasuando eine kleine Kaffeepause, in Schweden Fika genannt. Da die Schweden eine große Kaffeetrinkernation sind gibt es meistens eine Flatrate, die uns auch schon aus Stockholm bekannt war. Und so gab es auch hier zu Zimtschnecken und Muffins Kaffee zum Nachfüllen aus der großen Kanne.

Auf der Weiterfahrt gibt uns Anna weitere Informationen zu Ess- und Trinkgewohnheiten der Schweden. Rentier- bzw. Elchfleisch wird hier naturgemäß öfter gegessen als in südichen Landesteilen. Moltebeeren findet man meist als Marmelade in den Regalen, ab und an auch bei uns im IKEA. 

Was ich bei IKEA noch nicht gefunden habe, sind CD‘s mit Jojk – dem Gesang der Samen.

Dieser Gesangsstil soll der älteste in Europa sein, der im 17. Jahrhundert als heidnisch verboten wurde. Mit dem Jojk schafften die Samen eine gefühlsmäßige Verbindung zwischen Menschen, Tieren und Natur. Als Beispiel legt Anna eine CD und so kommen wir mit der entspannten Musik gut auf der E45 voran. Kurz vor Jokkmokk fotografieren wir noch das künstlerisch gestaltete Wasserkraftwerk und sind gegen 18 Uhr wieder zurück am Hotel. Für Sauna ist heute keine Zeit mehr und wir machen uns bald fertig für das Abendessen. 

Der Himmel soll nach Mitternacht klar werden, also eigentlich gute Voraussetzungen für das Polarlicht. Um 1:00 Uhr werde ich wach und schaue aus dem Fenster und kann tatsächlich Sterne sehen. Anja ist erst etwas am murren, kommt dann aber gerne mit raus. Wir sind warm angezogen, richtig kalt ist es aber nicht. So um die 0 Grad und der Schnee ist pappig.

 

Wir sind eine Stunde draußen und genießen die Stille. Der Mond beleuchtet den See und die Sterne blinzeln am Himmel. Vom Polarlicht aber keine Spur! Schade!