Valencia

Dienstag, 1. November 2016

Liegezeit: 8:00 bis 18:00 Uhr 

Valencia ist unser letzter Hafen auf dieser Reise bevor wir morgen früh wieder in Palme de Mallorca anlegen. So wollen wir diesen Tag in der drittgrößten Stadt Spaniens genießen und zu Fuß erkunden.

Überpünktlich macht die Crew der Mein Schiff 5  am Muelle Cruceros Dos im Port de Valencia fest. Um 7:15 Uhr ist es noch etwas diesig. Trotzdem können wir vom Balkon aus die riesigen Ausmaße des Hafens, dem zweitgrößten des Mittelmeerraumes, erkennen.

Von der Anlegestelle der MS 5 bleibt auch heute nur der Transport mit dem Shuttlebus zum Ausgang des Hafens. Zu weit der Weg. Die Passagiere der AIDAblu und der Raphsody of the Seas haben es einfacher, die beiden Kreuzfahrtschiffe liegen direkt vorne an der Paseo Caro am Hafenterminal. Von dort sind es nur ein paar Schritte zum Ausgang. Aber auch mit dem Shuttle ist es kein Problem an diesem Morgen. Wie nicht anders von uns zu erwarten, machen wir uns wieder alleine auf den Weg in den ca. sieben Kilometer entfernten historischen Stadtkern. 

Aus dem Gebäude des Hafenterminals raus, geht es erstmal schräg links über einen asphaltierten Kreisel - hier ist auch ein Teil der Formel 1 - Rennstrecke gut zu erkennen -  zur Bushaltestelle der Linie 4 in Richtung Plaça de l'Ajuntament. Es dauert nicht lange und der rote Bus fährt vor. Fahrkarten kaufen (1,50 pro Person/Strecke) ist kein Problem, die Busfahrer kennen sich aus mit den Fragen der Kreuzfahrttouristen. 15 Minuten später steigen wir in direkter Nähe der Kathedrale von Valencia, an der Plaça de la Reina, aus. Wetter für heute: Sonne, dazu mehr als 20° Grad. Das hört sich gut an!

Zuerst werfen wir einen Blick in die Kathedrale. Hier findet an diesem Feiertag aber gerade eine Messe statt und wir wollen nicht stören. Also gibt es hier nur Bilder von der Außenfassade. Die Kathedrale von Valencia wurde ab 1262 auf den Überresten einer alten Moschee errichtet. An den verschiedenen Baustilen kann man erkennen, dass sich die Bauzeit über viele Generationen hinzog. Allein die drei Eingangsportale sind schon Zeugen der Baustile: das Haupttor oder Puerta de los Hierros im Barockstil, die Puerta de los Apóstoles im gotischen Stil und die romanische Puerta del Palau.Der Glockenturm der Kathedrale, der gotische Turm Torre del Miguelete, stammt aus dem 14. Jh. und gilt als Wahrzeichen der Stadt. 

Wir schlendern um die Kathedrale herum und kommen zu Gebäuden mit für uns ungewöhnlich langen Namen, die ich hier aber nicht vorenthalten möchte: Die Real Basílica De Nuestra Señora De Los Desamparados (Basilika der Jungfrau der Schutzlosen) mit ihrer markanten blau gekachelten Kuppel oder die Cripta Arquològica de la Presó de San Vicent mit dem Bischof über dem Eingangsportal.

Ein kleines Stück weiter beginnt die Plaza de la Virgen, der zentrale und autofreie Platz von Valencia. Hier steht der Brunnen Fuente del Turía und sorgt für etwas Abkühlung. Die große Skulptur oben auf dem Brunnen stellt den Fluss Turia dar. Die acht kleineren unteren Figuren die Kanäle, die die Bewässerung der Stadt und des Umlandes regeln.

Hier bewegen wir uns in dem Altstadtviertel Barrio El Carmen mit seiner über tausendjährigen Geschichte. Auf dem Weg zum Torre de Quart durch die verwinkelten Gassen kommen wir an schönen Fassaden, Türen und Toren, Balkonen und Bildgeschichten auf bunten Keramikfliesen entlang.

Die Quart-Türme  der ehemaligen christlichen Stadtmauer können wir besteigen, der Eintritt ist frei. Das Tor besteht aus zwei zylinderförmigen Türmen und einem Rundbogen, der das Tor bildet. Hier oben sind wir fast alleine und haben einen tollen Ausblick auf die ganze Altstadt. Wieder unten angelangt können wir an den Außenwänden die Einschüsse erkennen, die von einem Beschuss der Stadt im Jahr 1808 stammen.

Von dem Tor gehen wir weiter zur Markthalle, dem Mercado Central. Das Gebäude wurde von König Alfonso XIII. im Jahr 1928 eingeweiht. Leider hat der Markt an diesem Feiertag geschlossen und es bleibt nur ein Foto von der Fassade mit Dekor-elementen aus Keramik und der Bleiverglasung.

Gegenüber steht die Lonja de la Seda. Die Seidenbörse ist eines der besten Beispiele für die gotische Architektur in Valencia. Das Gebäude wurde von der Unesco im Dezember 1996 zum Weltkulturerbe erklärt.

Die dreieckige Plaza del Adjuntamente ist der Verkehrsknotenpunkt Valencias mit dem Bahnhof sowie Bus- und Straßenbahnlinien.  Eingerahmt von wunderschönen Gebäuden, in denen sich unter anderem die Stadtverwaltung, das Rathaus und die Post befinden. 

Eigentlich wollten wir von hier mit dem Bus in Richtung Stadt der Künste fahren, konnten uns aber noch nicht für eine Linie entscheiden. Wir sind noch gut zu Fuß und kommen auf dem Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt, der Plaça de la Reina, an weiteren tollen Fassaden von Banken, Versicherungen oder Hotels vorbei. 

Auch kleine Eckrestaurants laden zu lecker aussehenden und günstigen Tapas ein. Dazu ist der Hunger aber noch nicht groß genug. Für ein kleines Eis an der Ecke zur Calle de la Paz ist aber schon Platz und die Temperatur von 22°C ist ja für eine kühle Erfrischung ausreichend hoch. Zuerst dürfen wir die ausgefallene Sorte Gazpacho probieren. Das ist aber nicht so unser Ding und wir bleiben lieber bei dunklem Schokoladeneis und Gazpacho dann doch eher als Suppe.

Nach einem Blick auf den Stadtplan entscheiden wir uns, auch für unseren weiteren Weg auf unsere Beine zu vertrauen. Durch die Carrer de la Pau kommen wir zur Plaça de la Porta de la Mar mit seinem markanten Tor.  

Von hier ist es nur noch ein Katzensprung rüber zur Parkanlage Jardín del Turia.

1957 forderte ein starkes Hochwasser des Turia Menschenleben und verursachte große materielle Schäden. So entstand der  Plan das Flussbett trocken zulegen und den Fluss in weitem Bogen an der Stadt vorbeizuleiten. Nach Abschluss der Wasserbau-Arbeiten sah der ursprüngliche Plan vor, in dem trockengelegten Flussbett eine Stadtautobahn anzulegen. Dieses Projekt  konnte aber verhindert werden und stattdessen entstand  auf neun Kilometer Länge eine grüne Oase.

Puente del Mar im Jardin del Turia
Puente del Mar im Jardin del Turia

Von der Brücke del Mar gibt es einen schönen Blick zu beiden Seiten auf die grüne Lunge in der einst grünärmsten Stadt Spaniens. Die Puente del Mar stammt aus dem 16. Jh. mit großen Treppenaufgängen auf beiden Seiten des ehemaligen Flusses Turio. Auf der Brücke stehen Bänke und zwei kleine Tempelchen. Einer der Tempel ist dem hier geborenen Heiligen Vinzenz Ferrer geweiht, dem Schutzpatron der Stadt.

Wir schlendern an diesem sonnigen Tag mit vielen Einheimischen durch die einstige Flusslandschaft. Sehr oft überholen uns bzw. kommen uns Fahrradfahrer, Jogger, Seagways oder Skater entgegen. Zwischen Palmen und Orangenbäumen, Brunnen und Pinien, aromatischen Pflanzen und Teichen, Sportplätzen und Rosensträuchern erreichen wir die avantgardistische Stadt der Künste und der Wissenschaften, die schon fast an der früheren Flussmündung liegt.

Hier reiht sich ein futuristisches Gebäude an das nächste. Wir sind begeistert!

Leider fehlt auch hier die Zeit für Besuche der Ausstellungen oder gar eines Konzertes.

In dem am 8. Oktober 2005 eröffneten Kulturzentrum “Palau de Les Arts Reina Sofía” haben Oper, Tanz und Konzerte ein Zuhause. Das tolle Bauwerk ist 230 Meter lang und erreicht an der höchsten Stelle 75 Meter und ist das größte Opernhaus Europas.

Teile der weißen Keramikverzierung hatten sich 2013 gelöst und das Gebäude musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Nach der kompletten Entfernung der ursprünglichen Keramik-Verkleidung 2014 strahlte es bei unserem Besuch aber wieder in neuem Glanz.

Nur ein paar Schritte weiter das Hemisfèric. Das Gebäude wurde von dem Architekten  Santiago Calatrava entworfen und am 16. April 1998 als erstes Gebäude der Stadt der Künste und Wissenschaften im trocken gelegten Flussbett des Turia eröffnet. Die Form des Hemisfèric wurde dem menschlichen Auge nachempfunden. Genau wie ein richtiges Auge besitzt das Gebäude eine halbkugelförmige Pupille. In dem spektakulären Bauwerk sind Planetarium und ein  IMAX-Kino untergebracht. Das eiförmige Dach ist über 100 Meter lang und ein 24.000 Quadratmeter großes Wasserbecken umgibt dieses Gebäude.

Gegenüber vom Hemisfèric stehen riesige weiße Bögen. Sie sind 18 Meter hoch und bieten Schatten für 50 verschiedene Pflanzenarten, vorwiegend aus der Umgebung von Valencia. Da verwundert auch der Name des Bauwerkes nicht. Der Name Umbracle stammt vom lateinischen Wort umbraculum ab und bedeutet soviel wie „schattenspendend“. Zwischen den Gebäuden führt der Paseo del Arte entlang mit Skulpturen zeitgenössischer Künstler. Im Untergeschoß beherbergt das Palmenhaus eine Parkgarage. Tipp: Hier gibt es saubere und kostenlose WC's! 

Das nächste ungewöhnliche Gebäude steht gleich gegenüber. In dem  Museu de les Ciències Príncep Felipe können Besucher auf 42.000 Quadratmetern Fläche mit den eigenen Sinnen Erfahrungen sammeln und experimentieren. Das besondere Aussehen des fünfstöckigen Gebäudes entsteht durch die komplizierte Anordnung von Plattformen und den zwei großen Dachkonstruktionen mit einer Höhe von 40 m.  Wir spazieren unter dem ungewöhnlichen Dach und an der großen Wasserfläche entlang. Ins Blickfeld kommt schon das nächste spektakuläre Bauwerk.

Die zwischen 2004 und -2008 erbaute Schrägseilbrücke "Puente de l'Assut de l'Or" überquert den Turia-Park zwischen den Gebäuden Ágora und dem Wissenschaftsmuseum. Sie ist 180 m lang und 34 m breit.  Ihr 125 Meter hoher Pylon ist der höchste Punkt der Stadt Valencia. Auf  sechs Fahrbahnen kann man den ehemaligen Fluss überqueren.

Auf der anderen Straßenseite der Brücke steht das Multifunktionsgebäude Àgora. Es wird als Austragungsort für verschiedene sportliche und kulturelle Veranstaltungen genutzt und wurde im November 2009 als bisher letztes Gebäude des neuen Stadtteils eröffnet. Bei geschlossenem Dach ähnelt das Stadion einer Muschel und hat eine Höhe von 70 Metern. Bis zu ca. 6.000 Besuchern können hier bei Konzerten, Kongressen, Ausstellungen, Messen oder auch Tennisturnieren oder anderen Sportveranstaltungen zusehen.

Auch der nächste Hauptanziehungspunkt für Einheimische und Touristen wurde wie die anderen Gebäude vorher von dem spanischen Stararchitekten und Künstler Santiago Calatrava geplant. Mit der gesamten "Stadt der Künste und der Wissenschaften" hat er sich damit in seiner Heimatstadt Valencia ein spektakuläres Denkmal gesetzt. Das L'Oceanogràfic ist das größte Aquarium Europas und seine moderne Architektur und die beeindruckenden Unterwasserwelten machen es zum Anziehungspunkt für Besucher aus der ganzen Welt. Hier leben auf 110.000 m² Fläche und in 42 Millionen Liter Wasser insgesamt 45.000 Meeres- und Küstenbewohner. Da der sicherlich gerechtfertigte Eintritt von 28,50 Euro/Person allerdings nicht für einen Kurzbesuch lohnt, habe ich das Nachzählen bleiben lassen. So konnten wir auch nicht die Wale, Delfine, Schild-kröten, Seelöwen, Walrosse und Pinguine bestaunen und durch den 30 Meter langen durchsichtigen Tunnel gehen, der direkt durch das größte Aquarium des L'Oceanogràfics mit Haien, Rochen, Thunfischen und Makrelenschwärmen führt. 

Auf dem Rückweg. Die Straßenbahn fährt wohl noch nicht oder nicht mehr!
Auf dem Rückweg. Die Straßenbahn fährt wohl noch nicht oder nicht mehr!

Von hier aus lohnt es sich auch nicht mehr in einen Bus zurück zum Hafen einzusteigen, wäre aber möglich. Über eine Brücke mit Schienen und grünem Kunstrasen kommen wir, parallel zur Carrer d'Eduardo Primo Yúfera, in den Stadtteil Nazaret. Wir gehen durch das Neubauviertel und dann über das alte Flussbett des Turia, auf katalanisch “Llit Antic del Túria”. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt, dem Kreisel mit den Reifenspuren der Formel 1 und dem Cruiseterminal. Heute waren es wieder 12 Kilometer zu Fuß durch eine tolle Stadt und um 15:00 Uhr sind wir wieder an Bord der Mein Schiff.

Nach einer kleinen Stärkung müssen wir leider langsam anfangen die Koffer zu packen. Dazu braucht man/frau ja nicht lange überlegen, es muss halt alles rein in den Koffer! Um 17:00 Uhr haben wir im SPA-Bereich noch eine schöne Ayurveda-Massage zu zweit. Abendessen gibt es auch heute wieder in der X-Lounge, danach treffen wir uns noch mit Rolf und Carola auf einen Absacker in der Lumas-Bar. Fazit. Valencia hat uns wirklich sehr gut gefallen. Diese tolle Stadt können wir unbedingt für einen Besuch empfehlen. Wir kommen irgendwann mal wieder hierher. Und dann ein paar Tage länger. Versprochen!


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