2. Tag in Lissabon

Samstag, 9. Februar 2019 

Port of Lisboa

Liegezeit: 0:00 bis 24:00 Uhr

Nachdem wir am gestrigen Abend noch einen Cocktail in der Lumas Bar getrunken hatten, konnten wir die Nacht gut durchschlafen. Es fehlte uns nur etwas die Bewegung des Schiffes, da wir ja fest vertäut im Hafen lagen. Völlig ungewohnt!

Bevor es in der Stadt am heutigen Samstag zu voll wird, wollen wir uns auf den Weg machen. So sind wir bereits um halb acht wieder beim Frühstück in der X-Lounge und blicken bei einem Cappuccino auf die gegenüber-liegende Alfama. Eine Stunde später verlassen wir das Terminal de Cruzeiros de Lisboa und machen uns auf den Weg in das nahe Zentrum. Der Liegeplatz “Jardim do Tabaco” ist wirklich sehr zentral und es sind nur gute 1.000 m zu den Cais das Colunas, der  Marmortreppe mit den zwei hohen, verwitterten Säulen am Tajo.

Hier besorgen wir uns in der Metrostation "Terreiro do Paço" unterhalb des Fähranlegers eine wieder aufladbare Tageskarte (siehe auch den Tipp) für den öffentlichen Nahverkehr. Für 2 Personen bezahlen wir zusammen 12,80 Euro und müssen uns später an keiner Kasse mehr anstellen oder Gedanken über das notwendige und richtige Ticket machen. Gleich gegenüber liegt der rechteckige Praça do Comércio mit dem Reiterstandbild von König José I.. Durch den prächtigen Triumphbogen kommen wir auf die Rua Augusta, dem Eingang zur neu erbauten Innenstadt.

Das grüne Ticket "VIVA viagem" ist ein elektronisches, wieder aufladbares Ticket und kostet 0,50 €. Das Tagesticket für 6,40 Euro ist 24 Stunden gültig für eine unbegrenzte Anzahl von Fahrten ab der ersten erstmaligen Entwertung und kann in allen Mitgliedsunternehmen (z. B. für METRO, Busse, Fähren, Züge nach Belém, Aufzüge)  im Bereich Lissabon verwendet werden. Zur Entwertung wird die Karte kontaktlos vor die Sensoren der Entwertungsautomaten an Schranke oder Eingang des jeweiligen Transportmittels gehalten.

Bei mehreren Fahrten mit METRO oder den Aufzügen sehr zu empfehlen!


Zuerst wollen wir zu dem Elevador de Santa Justa, einem kunstvoll gestalteten Aufzug mitten in Lissabon. Der 45 Meter hoher Turm aus Stahl verbindet die zwei Stadtteile Baixa (Unterstadt) mit Chiado und Bairro Alto (Oberstadt). 

Vor der Kasse hat sich schon eine längere Schlange gebildet. Wir können aber Dank unserem grünen Tagesticket gleich zu einer der beiden mit Holz vertäfelte Kabinen durchgehen. Das normale Ticket für die Hin- und Rückfahrt (bzw. rauf/runter) kostet schon 5,30 Euro/Person. Da haben wir unser Tagesticket schon fast raus. Oben angekommen, wollen wir über die eisernen Wendeltreppen noch zwei weitere Etagen hochsteigen. Dies kostet allerdings noch zusätzlich nicht im Ticket enthaltene 1,50 Euro (auch nicht im Einzelticket für den Aufzug enthalten). Die können wir uns gerade noch leisten und genießen den Ausblick auf das gegenüberliegende Castelo de São Jorge sowie über die Dächer der Baixa.

Wir fahren bequem und wieder ohne Wartezeit nach unten. Hier ist die Reihe der Wartenden inzwischen noch länger geworden.

Wir schlendern durch die engen Gassen mit Cafés, Bars, Läden mit Stockfisch und erreichen wenig später den schön gepflasterten Rossio-Platz (Praça do Rossio) mit einem großen Brunnen. Zwei Ecken weiter den Feigenbaumplatz (Praça da Figueira), mit dem Praça Martim Moniz die zentralen Plätze der Stadt.

 

Am zuletzt genannten Platz startet die Eléctrico 28, die berühmten Tram-Linie 28 zur Rundfahrt.  Die schönen alten Bahnen fahren durch die engen Gassen über die Hügel von Lissabon und in steilen Kurven auf und ab und kommen auf der Fahrt vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Um einen Sitzplatz zu bekommen muss man aber möglichst noch früher aufstehen als Anja und ich. Geschätzt warten über 100 Personen auf die nächste Bahn, die letzten in der Reihe  bestimmt eine gute Stunde. Es gibt übrigens auch andere Linien, die nicht so hoch frequentiert sind .

Da wir ja in Porto schon mit einer der ähnlichen alten Straßenbahnen gefahren sind, verzichten wir auf das Gedränge und Geschuckele in der überfüllten Tram.

Wir wollen eine weitere Möglichkeit erkunden, wie man bequem in die höher gelegenen Stadtviertel der auf sieben Hügeln erbauten Stadt kommen kann.  Da wir nicht zu Fuß hoch laufen möchten, nehmen wir den Schrägaufzug “Elevador da Glória” direkt am Praça dos Restauradores hoch zu dem Miradouro San Pedro de Alcântara.

In 2 Minuten überwinden wir 48 Meter Höhendifferenz auf einer Strecke von 265 m bei  einer maximalen Steigung von 18,0 %. Für die Fahrer der Standseilbahn bestimmt nicht ganz so abwechslungsreich. 

Runter gehen wir vorbei an den mit Graffiti verschönerten Wänden. 

Von hier gehen wir durch das Altstadtviertel Chiado in der westlichen Oberstadt. Durch das Erdbeben von 1755 beinahe völlig zerstört, wurde das Viertel wieder aufgebaut und wir sehen viele prächtige Altbauten, traditionelle Geschäfte und Läden. Im August 1988 zerstörte ein großer Brand wieder viele der Häuser an der Rua do Carmo. Heute erinnert nichts mehr an die Feuersbrunst. Alles wurde möglichst originalgetreu unter Erhaltung der Außenfassaden wieder hergestellt. Über die noblen Einkaufsstraßen Rua Garrett und Rua do Carmo geht es durch das heute angesagte Stadtviertel in Richtung Markthalle.

Der Mercado da Ribeira ist die älteste noch erhaltene und auch die größte Markthalle in Lissabon. Vor fünf Jahren wurde das ab 1876 erbaute Gebäude renoviert, wobei der ursprüngliche Charakter des Marktes erhalten blieb. Aufgeteilt ist die Markthalle nach dem Umbau 2014 in den traditionellen Mercado mit einem umfangreichen Angebot mit Spezialitäten aus allen Regionen Portugals im östlichen Teil und dem Foodcourt Time Out Market im Westteil. Es ist jetzt um 12:00 Uhr, Mittagszeit und dafür eigentlich nicht viel los an den gastronomischen Ständen. 

Wir können uns nicht zwischen Fast Food und portugiesischen Starkoch entscheiden und gehen nach kurzer Zeit wieder zurück in Richtung Altstadt. Vor dem Rathaus aus dem Jahr 1755 stehen rote Kunstwerke auf dem kunstvoll gepflasterten Platz. Hier wurde 1910 die Republik ausgerufen und das Königreich Portugal verabschiedet. Über die Rua Augusta mit dem Triumphbogen kommen wir wieder am Elevador de Santa Justa vorbei. Die Reihe der Wartenden ist nicht kürzer, sondern eher länger geworden. Wir machen schräg gegenüber eine

kleine Pause in einer der typischen Lissaboner Pastelerias, bei Folar de Chaves in der Rua do Comércio 274. Den Großteil der Gäste können wir eindeutig als Einheimische erkennen. Es gibt eine große Auswahl an süßen Teilchen zu sehr günstigen Preisen. Bei typischen Flair kann man sich hier einfach an die Theke stellen und wie die Portugiesen seinen Kaffee genießen. Allerdings darf man nicht erwarten, das der nette Service hier deutsch oder englisch spricht. Aber das wollen wir auch gar nicht und genießen die leckeren Pastéis de Nata mit Pudding und Pistazien.

Nach der kleinen Pause gehen wir um 12:45 Uhr weiter über den Praça do Rossio. Zwei junge Mädels machen hier ordentlich Stimmung und hoffen auf eine finanzielle Belohnung, die sie sicher auch von den begeisterten Zuschauern bekommen werden.

 

An der Ecke Praça do Rossio / Largo São Domingos ist das kleine Geschäft “A Ginjinha”. Wir haben von Candido den Tipp bekommen, das hier der beste Kirschlikör in Lissabon ausgeschenkt wird. In dem Laden haben die zwei Männer hinter der Theke alle Hände voll zu tun um die kleinen Gläser aufzufüllen. In dieser Stehbar wird seit 150 Jahren nur Ginjinha ausgeschenkt. Den süßen Kirschlikör trinkt man dann vor der Tür im Freien, nebenbei werden einem auch noch andere, nicht ganz so legale Drogen angeboten. Kostet nicht viel - der Ginjinha 1,40 € 😉 - und gehört bei einem Lissabon-Besuch einfach dazu!

Nach dem kleinen Schnaps wollen wir die Viertel östliche der Prachtstraße Avenida da Liberdade erkunden. Da es hier ebenfalls stetig bergauf geht, wollen wir erstmal die bequeme Art der Fortbewegung wählen. Der Ascensor do Lavra ist die älteste Standseilbahn in Lissabon und auf der 182 Meter langen Fahrstrecke überwinden wir locker die 43 Meter Höhendifferenz.  Mit einer Steigung von bis zu 25 Prozent ist der Ascensor do Lavra aus dem Baujahr 1884 der steilste Aufzug der Stadt. Der Fahrpreis von 3,80 Euro ist mit unserer grünen “VIVAviagem-Card” bereits bezahlt. Der Kauf der Karte hat sich jetzt schon gelohnt. Von der Bergstation wollen wir jetzt weiter zur Catedral Sé Patriarcal, der Hauptkirche und ältesten

Kirche der Stadt Lissabon. Bis dahin müssen wir aber noch gute 2 Kilometer durch schmale Straßen rauf und runter spazieren.

Die engen Gassen und steilen Treppen sind für ältere Menschen und auf Hilfsmittel angewiesenen Personen ein unüberwindbares Hindernis. Daher ist der Leerstand und Verfall vieler Häuser nicht zu übersehen und auch nicht verwunderlich. Ein großer Teil der Wohnhäuser wird zu Hotels und Appartements umgebaut und zunehmend über Plattformen wie Airbnb an Touristen vermietet. Für Mieter in Portugals Hauptstadt Lissabon wird bezahlbarer Wohnraum knapp und der Anteil der Einheimischen in der Alfama nimmt stetig ab.

So wechseln sich alte und renovierungsbedürftige mit gerade renovierten Häusern ab. Zum Glück sind von den alten und schönen Wandfliesen bei den Renovierungen viele erhalten geblieben. 

Unterhalb der ehemaligen Burg der Könige, dem Castelo de São Jorge, nähern wir uns der Catedral Sé Patriarcal. Die große Kirche wird auch Igreja de Santa Maria Maior genannt und steht nur 200 Meter Luftlinie vom Ufer des Tejo entfernt.

Von dem Platz vor der Kathedrale blicken wir zu den beiden Glockentürmen hoch. Veranlasst wurde der Baubeginn im Jahr 1147 durch “Alfonso dem Eroberer”, dem ersten König von Portugal. Im Lauf der Geschichte wurde das Gotteshaus öfters durch Erdbeben beschädigt. Ursprünglich im romanischen Stil erbaut, setzte sich nach den vielen Restaurierungen und Umbauten der gotische Stil durch. Wir betreten die Kirche durch die "kleinen Türchen" im sonst beeindruckenden Portal.

Im Innenraum ist es durch die großen Fenster überraschend hell und uns gefallen die schön bemalten Decken.  

Jetzt müssen wir uns aber langsam auf den Rückweg machen, wollen wir die Taufe des Schiffes nicht vom Ufer des Tejo aus ansehen.

Aber für einen Umweg zum Miradouro de Santa Luzia

ist noch genügend Zeit. Der Aussichtspunkt neben der Kirche Santa Luzia ist aufwendig gestaltet. Große Kachelbilder erzählen die Geschichte von Lissabon vor dem großen Erdbeben im 18. Jahrhundert.

Von der Terrasse mit der mit Kletterpflanzen berankten Pergola blicken wir auf die Alfama und den Tejo. 

Von hier geht es jetzt aber auf direktem Weg zurück zum Terminal. Okay, ein paar Ecken und Treppen lagen noch dazwischen, aber nach fünf Stunden sind wir um 15:00 Uhr zurück an Bord und können uns auf die Taufzeremonie vorbereiten. An Deck laufen die Vorbereitungen ebenfalls weiter auf Hochtouren. Der Klappmechanismus für die Champagnerflasche wird oberhalb des Schiffnamens montiert, die Bühne ist fast fertig aufgebaut und die Taufpatin läuft uns auch schon einmal über den Weg. Dann kann es ja bald losgehen. In der X-Lounge stärken wir uns erstmal 

bei einem kleinen Häppchen vom Büffet. Mit Blick auf die hügelige Alfama von Lissabon genießen wir dann einen ersten Taufcocktail, der heute in allen Bars für die Gäste gemixt wird. Die Besonderheit des heutigen Anlasses sollte auch im Namen des Cocktails festgehalten werden, denn „Batismo" heißt auf portugiesisch „Taufe".

 

Die Zutaten: 

  • Monkey 47 Sloe Gin
  • Cointreau
  • Limettensaft
  • Agaven-Sirup
  • Schweppes Premium Mixer Tonic Hibiscus
  • PLATEANUM® Ruby Menhta

 

Cheers! 🍹

Bis zum Abendessen um 18:00 Uhr gönnen wir uns nun eine kleine Pause auf unserer Kabine.

In Vorbereitung auf die Taufzeremonie sollen wir heute Abend die Lichter in unserer Kabine angeschaltet und die Vorhänge geöffnet lassen. So wird später das Schiff hell erleuchtet auf dem Tejo zu sehen sein.

Zum Taufdinner haben wir einen Tisch in der X-Lounge reservieren können und treffen uns mit Sonja und Gerd oben auf Deck 14. Den online reservierten Tisch im Atlantik Mediterran hatten wir wieder storniert, denn hier oben ist es doch etwas ruhiger und entspannter.

 

Die Menüfolge setzt sich aus verschiedenen Gängen aus den Restaurants ESSZIMMER, CUCIMARE und SURF & TURF zusammen. Die Entscheidung ist nicht so schwierig: Als Vorspeise das Tartar vom Yellow-Thunfisch, als Hauptgang das Filet vom Chianina-Rind mit Rosmarinkartoffeln und gegrilltem Gemüse. Als Dessert passt dazu die Chocolat Truffle Muffin am besten.  

Während unserer Genusszeit verlässt die Mein Schiff 2 gegen 20:00 Uhr für die Taufzeremonie den Liegeplatz und nimmt die Position vor der Ponte 25 de Abril ein.


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