Von Holguin zurück nach Deutschland

Mittwoch, 18. März 2020

Um 4 Uhr wache ich auf. Irgendwie schlafe ich die letzten Nächte doch etwas unruhig. Gedanken über Rückflüge etc. kreisen durch meinen Kopf. 

Aber um diese Zeit kann ich ja schon in Hannover anrufen, denn dort ist es bereits 11:00 Uhr und Anja ist schon ein paar Stunden im Büro. Vielleicht gibt es aus der Heimat Neuigkeiten über unsere eventuelle Rückholaktion. Telefonisch, über WhatsApp oder aus dem Email-Postfach kann ich bisher keine neuen Erkenntnisse gewinnen. Der offizielle CONDOR-Flug am heutigen Tag und auch eine zusätzliche Maschine - sollte von Jamaika kommen - war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Das hört sich für eine mögliche Heimreise am heutigen Tag noch nicht ganz so positiv an. Auch Anja konnte mir keine weiteren neuen Informationen geben.

Wachturm am Eingang der Hotelanlage
Wachturm am Eingang der Hotelanlage

Aufstehen um 6:30 Uhr, Duschen und um 8:00 Uhr Frühstück. Wie oft werden wir diesen Ablauf auf der karibischen Insel wohl noch wiederholen? Salsa Rhythmen und Tabakrauch stehen auch noch auf unserem Programm. Das haben wir aber schon weit aus unseren Gedanken verbannt.

Außer uns ist nur noch ein weiteres Paar im großen Raum und frühstückt. Es gibt das obligatorische Omelette, etwas Käse und Obst. Heute gibt es noch Marmelade dazu und ein Glas Obstsaft. Der süße Brotaufstrich war lecker, der Saft schmeckte nicht so dolle. Rum können die Kubaner eindeutig besser.

Um 10:00 Uhr sind wir mit Miguel zum Telefonat verabredet. Pünktlich meldet sich unsere wichtigste Kontaktperson auf Kuba über Telefon an der Rezeption und teilt Bernd mit, das wir um 14:00 Uhr mit einem Taxi zum Flughafen abgeholt werden. Ob es mit einem Flug klappt ist aber noch unsicher. Wir sollen abwarten. Das können wir inzwischen ganz gut.

Aber erstmal müssen wir jetzt unsere Koffer packen und die Zimmer räumen. Das dauert aber nicht viel länger als eine halbe Stunde und wir können uns noch gute zwei Stunden an den Pool legen. Ich schaffe es sogar noch in das Becken zu steigen und eine Runde zu schwimmen. Kein Sandstrand, aber immerhin auf Kuba zumindest einmal im Wasser gewesen.

Mittags gehen wir noch einmal in das Restaurant, wir wollen uns noch etwas stärken. Wer weiß, wann wir wieder was zu Essen bekommen. Im Speiseraum kommt noch eine etwas größere Reisegruppe und unsere Bestellung gerät in der Küche auf das Abstellgleis. Wir machen etwas Druck mit Hinweis auf das georderte Taxi. Gerade noch rechtzeitig kommt das bestellte Fischfilet und wir können nicht mehr ganz gemütlich das Mittagessen verzehren.

Die wollen alle in den CONDOR-Flug. Ob wir da noch mitkommen ?
Die wollen alle in den CONDOR-Flug. Ob wir da noch mitkommen ?

Gute 20 Minuten später erreichen wir den 18 Km auf der holprigen Straße  vom Hotel entfernt gelegenen Aeropuerto Internacional "Frank País".

Zuerst erblicken wir die lange Schlange der Wartenden mit ihren Koffern. Es geht kein anderer Flug, die wollen "ALLE" in die Maschine von CONDOR um 17:20 Uhr zurück nach Frankfurt. 

Kurze Zeit später treffen wir auch Miguel. Er hat noch keine positive Rückmeldung von dem Agenten von Condor. Wir sollen abwarten.

Ist ja mal was Neues 🙄.

Eine Stunde später, kurz nach 15 Uhr, eine neue Info von Miguel: Der Flug DE2207 ist ausgebucht, es fehlen aber noch 8 Personen. Wir müssen uns noch bis 16:20 Uhr gedulden bzw. halt einfach abwarten. Sollten bis eine Stunde vor Start die acht Personen nicht erscheinen, verfällt deren Anspruch auf den Sitzplatz und wir haben eine Chance. Jedes ankommende Taxi, jeden Kleinbus und jeden Privatwagen beobachten wir die nächste Stunde gespannt. Es ist aber unmöglich zu erkennen, ob die aussteigenden Touristen oder Kubaner mit und ohne Koffer, auf den Flug DE2207 nach Frankfurt gebucht haben oder nicht. Es sind jedenfalls mehr als acht Personen, die wir Kommen und Gehen sehen. Spannender als Tatort, aber das Warten hat sich gelohnt. Um halb fünf die erlösende Nachricht: Es sind noch fünf Plätze in der Maschine frei. Gerne bezahle ich die 825,-- Euro für den Flug zurück nach Deutschland. Wir bedanken uns herzlich bei Miguel für seine Bemühungen und als Dankeschön überreichen wir ihm unsere restlichen CUC. Passkontrolle und Security durchqueren wir problemlos. Ich bekomme sogar ungewollt eine Flasche Wasser mit durch den Check.

Das der Start sich um eine halbe Stunde verschiebt ist uns jetzt egal. Warten können wir ja 😉 

Über den Rückflug ist nicht viel zu berichten. Wir haben die gleichen netten Stewardessen wie auf dem Flug von Frankfurt nach Holguin. Die Crew konnte sich die letzten Tage an der Playa Blanca sicher besser erholen und entspannter auf den Rückflug vorbereiten als wir. 

Meinen Sitzplatz hätte ich bei freier Platzwahl sicher nicht gewählt. In der Mitte in einer Dreierreihe. Rechts einen nörgelnden Mann, linke eine unzufriedene Dame. Nette Unterhaltung oder überhaupt mal ein Wort zwecklos. Aber Hauptsache einen Platz!!

Gegen 19:00 Uhr gibt es Geflügel mit Reis zum Abendessen. Danach lese ich noch etwas, bevor die eingeworfene Schlaftablette Wirkung zeigt. So überstehe ich die Flugzeit von 9 Stunden und 25 Minuten relativ gut. 

Um 7:25 Uhr setzt die Maschine auf deutschem Boden auf. Bei der Passkontrolle keine Fragen nach Woher und Wohin. Wir hätten ja auch aus Wuhan oder einem anderen Risikogebiet kommen können. Unsere Koffer dauern dafür wieder etwas länger. Nach der unauffälligen Zolldurchquerung wollen wir noch einen Kaffee im Flughafen trinken. Aber da holt uns schnell die Realität ein: Alle Läden, Cafés und Restaurants haben geschlossen. Einen "Cappuccino TO-GO" wollen wir aber auch nicht trinken. 

Für die Rückfahrt InterCityExpress 78 von Frankfurt-Flughafen Fernbahnhof um 9:36 Uhr reserviere ich vorsichtshalber drei Sitzplätze, denn laut Fahrplanauskunft der Bahn ist der ICE stark ausgelastet. Das Programm hat wohl noch kein Corona-Update erhalten. Zu normalen Zeiten mag die Vorhersage der hohen Auslastung wohl stimmen, heute ist der gesamte Zug fast leer.  Pünktlich um 12:17 Uhr erreichen wir wieder den Hauptbahnhof in Hannover und nach rund 123 Stunden kann mich Anja wieder freudestrahlend in die Arme nehmen.  

Ein kurzes Fazit:

Kuba ist für ein verlängertes Wochenende definitiv zu weit entfernt. Von unserem Reiseveranstalter fühlten wir uns mehr als verladen. Uns noch vier Stunden vor Abflug mitzuteilen die Reise findet wie geplant statt war ein schwerwiegender Fehler. Laut Aussage einer Mitarbeiterin von Berge & Meer Anja gegenüber ist da wohl ordentlich was schief gelaufen, denn den angeblich 29 anderen Teilnehmern der Reise und dem Veranstalter vor Ort hatte man vorher abgesagt und Hotels etc. vor Ort storniert.

Bei einer Absage kurz vor Abflug wären wir sicherlich leicht enttäuscht gewesen, hätten aber vollstes Verständnis für die Stornierung gehabt. So von Seiten von Berge & Meer von höherer Gewalt zu sprechen ist schon ein starkes Stück. Bei dem Krisenmanagement von Berge & Meer ist noch viel Luft nach oben!

Nach Einschaltung eines Rechtsanwaltes haben wir inzwischen immerhin den Reisepreis und die Kosten für den Rückflug erstattet bekommen. 

Bei der Südafrikareise 2018 war ich von Berge & Meer und deren Organisation und Durchführung der Reise noch begeistert und konnte deshalb auch meine Mitreisenden von dem Reiseveranstalter überzeugen.

Nach den jetzigen Erfahrungen werde ich mich wohl nach einem anderen Anbieter umsehen. Schade eigentlich und mit etwas mehr "Fingerspitzengefühl" von Seiten Berge & Meer auch vermeidbar.

Danke von hier noch einmal an Miguel Cruz für die Bemühungen vor Ort in Holguin. Tausend Dank auch an unsere Helfer Anja, Inka und Nico hier in Hannover für ihre tatkräftige und Nerven zehrende Unterstützung!