Stippvisite am Polarkreis

Ostern 2016, 24. - 28. März

Jokkmokk / Schwedisch Lappland

Als wir am 1. Adventswochenende im Zug nach Amsterdam unterwegs waren, fiel mir ganz zufällig ein Katalog von Tchibo in die Hände.

Interesse weckte bei mir die Reise Schweden / Polarkreis. Buchbar waren verschiedene Termine mit 3-Tagesreisen und zwei mit 4 Übernachtungen. Flug direkt ab Hannover und der Termin über Ostern passte auch. Nur einen Tag frei nehmen, das sollte klappen. Auch Anja brauchte nicht lange zu überlegen. Polarlicht sehen wollten wir auch mal.

Unterwegs habe ich erstmal etwas gegoogelt, wann denn überhaupt die beste Zeit ist, um das Polarlicht mit höherer Wahrscheinlichkeit auch zu sehen.

Ich dachte bisher, Ende März wäre viel zu spät. Die Informationen aus dem Internet widersprachen aber meinem damaligen Kenntnisstand. Dann also los!

Wieder zuhause haben wir diese Reise gebucht und kurze Zeit später die Bestätigung erhalten.

Aber wo ist denn Jokkmokk überhaupt?

Auf Google Maps könnt ihr hier schon einmal nachsehen.

Jokkmokk liegt wenige Kilometer nördlich vom Polarkreis in der historischen Provinz Lappland. Hier ist das schwedische Zentrum der samischen Kultur. An jedem ersten Donnerstag, Freitag und Samstag im Februar jeden Jahres findet der Jokkmokk Wintermarkt statt. Bekannt ist der Markt schon seit 1605. Seitdem kommen Samen aus ganz Lappland hierher um ihre Waren anzubieten. Jokkmokk ist mit fast 3.000 Einwohnern der Hauptort der gleichnamigen Gemeinde. Sie zählt zu den größten in Schweden und ist nur etwas kleiner als Sachsen. Ein Drittel nimmt das Skandinavische Gebirge ein. Die dort vorkommenden Bären und Steinadler werden wir wohl nicht beobachten können. Dafür lassen uns hoffentlich die Mücken aus dem jetzt tief verschneiten und zugefrorenen Feuchtgebiet des Nationalparks Muddus in Ruhe. 

Donnerstag, 24. März 2016

Anreise nach Jokkmokk

 

Um kurz vor 8:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Mit der Stadtbahn bis zum Hauptbahnhof und von der dort mit der S-Bahn um 8:05 Uhr zum Flughafen. 

Die Boeing 737-800  des Charterfluges X3 1476 von TUIfly ist um 8:45 Uhr in Stuttgart gestartet und landet um 9:50 Uhr pünktlich in Hannover-Langenhagen. Von hier geht es direkt in das 1.557 Kilometer entfernte Arvidsjaur, dem Mekka der Autotester. Dort herrschen ideale Bedingungen um die neuen Modelle, die „Erlkönige“ sowie Technik und Material ungesehen zu testen.

Abgeschiedenheit, geringe Bevölkerungsdichte und die stabilen Winter waren Argumente, als Ende der 60er Jahre die Automobilindustrie den Wintertest in Lappland für sich entdeckte. 1967 war Opel als erster deutscher Automobilhersteller zu Gast in Arvidsjaur. Inzwischen testen hier mehrere Automobilhersteller und Zulieferer im Winter. Daher gibt es zu diesem abgelegenen Ziel während der Wintermonate regelmäßig  Flüge zum Beispiel ab Hannover-Langenhagen. Inzwischen werden diese nicht nur von Auto- oder Reifentestern gebucht, sondern finden auch bei "Polarlichtsuchern" immer größere Beliebtheit.

20 Minuten verspätet heben wir um 11:00 Uhr ab und landen nach 2 1/4 Stunden im verschneiten Schweden. Vor vier Wochen waren wir noch bei 30 °C plus an Bord der "Mein Schiff 1" unter anderem in Singapur und jetzt minus 10°C und Schnee. Wie bekloppt sind wir eigentlich?

10 Minuten später als geplant landen wir in Arvidsjaur.  Ohne irgendwelche Kontrollen kommen wir in das kleine Flughafengebäude. Unsere Koffer brauchen ein wenig Zeit bis sie auf dem Gepäckband erscheinen. Hier ist nur ein Mitarbeiter, der das Gepäck mit dem Wagen vom Flugzeug abholt und dann auf das Band legt. Nordische Ruhe und Gelassenheit!

Erwartet werden wir hier schon von Anna, unserer deutschen Reiseleiterin. Die meisten Mitflieger zerstreuen sich in die Weiten Lapplands. Unsere Gruppe nach Jokkmokk zählt nur 25 Polarlichtjäger und -jägerinnen.

So haben wir in dem von Alf gesteuerten Bus genügend Platz für die zweistündige Fahrt nach Jokkmokk. Kurz vor dem Ziel ein wichtiger Zwischenstopp auf dem Weg nach Norden.

Wir überqueren den nördlichen Polarkreis. Schilder informieren in schwedischer, englischer und deutscher Sprache über den Arctic Circle. Statt Schnee in den Rücken bekommen wir von Anna zur Polarkreistaufe einen Absolut-Vodka serviert.  Das kommt bei allen auch besser an!

Von hier aus ist es nicht mehr weit nach Jokkmokk. Gegen 16:00 Uhr fährt Alf an dem kleinen Hotel vor. Untergebracht sind wir in dem Hotel Jokkmokk***. Das Haus verfügt über 75 Zimmer, alle ausgestattet mit Bad oder Dusche und WC. Für Entspannung sorgt eine Sauna.

Die paar Koffer sind schnell entladen und Anna teilt die Zimmer zu.

Anja und ich haben Zimmer 230 in einem Seitenflügel. Das Zimmer ist ordentlich und sauber, also alles ok!

Schnell die Koffer auspacken und fertig machen zum Orientierungsspaziergang durch den kleinen Ort.

Jokkmokk, wird auf lulesamisch Jåhkåmåhkke geschrieben. So steht es auch auf den Schildern an der Ortseinfahrt. Ebenso die Bezeichnung auf nord-samisch, nämlich Dálvvadis. 

In dem kleinen Ort nahe dem Polarkreis gibt es außer viel Landschaft noch zwei Kirchen und das Ájtte Svensk Fjäll- och Samemuseum (Schwedisches Gebirgs- und Samen-Museum). Hier wird die  Geschichte und das Leben der Samen anschaulich dokumentiert.  In dem benachbarten Fjällbotanischen Garten wurden die Vegetationszonen des Fjälls in einem kleinen Flussbett  „nachgebaut“. Leider ist zu dieser Jahreszeit alles zugeschneit. Das war aber auch nicht anders von uns erwartet. Hatten wir doch bei Wetter-Online den Ort Jokkmokk schon als Favorit gespeichert und die Wetterentwicklung die letzten Tage vor Reisebeginn beobachtet.

Außerdem gibt es eine eine Steinschleiferei, in der nur aus einheimischen Gesteinsarten Schmuck und Gebrauchsgegenstände hergestellt werden. In der Zinnmanufaktur „Jokkmokks Tenn“ wird die alte samische Tradition der Zinnverarbeitung gepflegt.

An der "Gamle Kirk", also der alten Kirche kommen wir zuerst vorbei. Kurz vor Beginn einer Messe  ist die Tür geöffnet und wir können einen Blick in die gemütliche Holzkirche werfen. 

Zum Abendessen gehen wir runter in das gemütliche Restaurant des Hotels. Hier ist schon das Buffet angerichtet. Es gibt vorweg eine Suppe und man kann sich am umfangreichen Salatbuffet bedienen. Als warmes Gericht gibt es heute lecker Lachsfilet mit einer Pfefferkruste. Als Dessert einen Caramelpudding. 

Die frische Luft macht müde und wir machen uns bald nach dem Abendessen bettfertig.


Jåhkåmåhkke und Rentiere bei Helena & Per-Oddvar   >>