Mumbai / Indien

Freitag, 9. März 2018

Mumbai

Liegezeit: 6:00 bis Samstag um 4:00 Uhr 

Alle vor der Reise erhaltenen Informationen, Vorurteile und Klischees über Indien und Mumbai, das frühere Bombay waren eigentlich abschreckend:

  • Indien ist dreckig, denn es gibt keine oder kaum eine öffentliche Müllentsorgung
  • In Mumbai stinkt es in der ganzen Stadt nach Kloake
  • Man trifft überall auf entsetzliche Armut und Elend in
  • Durchfall ist obligatorisch

Da überlegt man/frau sich schon ob sich dafür ein Landgang lohnt oder ob wir lieber auf dem Balkon liegen bleiben. Allein das Visum kostet pro Person fast 150,-- Dollar. Dazu kommen die Kosten für den Ausflug. Das an Bord bleiben erschien uns aber keine sinnvolle Alternative, denn wann kommt man in die Gegend mal wieder hin. Vielleicht nie!

Denn es gibt ja sicherlich auch Positives:

  • Indien ist bunt, zum Beispiel auf den Marktplätzen mit farbigen Stoffen, Kleidung und Taschen
  • Und natürlich die Gewürze, das Gemüse und das Obst
  • Und die vielen schönen Gerüche dazu
  • In Mumbai stehen prächtigen Bauten wie das Gateway of India oder die viele imposanten viktorianischen Gebäuden aus der Kolonialzeit
  • und die allgegenwärtigen heiligen Kühe sind bestimmt auch sehr fotogen ;-)

Reisende, die Indien zu touristischen Zwecken oder Freunde und Familie besuchen möchten, müssen ein für zwölf Monate gültiges Touristenvisum beantragen.

Das Antragsformular kann man online ausfüllen. Einige Fragen haben es aber in sich.

  • Angaben zu Geburtsort, Nationalität von Vater und Mutter ist ja noch einfach.
  • Schulische Ausbildung, Religion, sichtbare Identifikationsmerkmale usw. kein Problem
  • An eine pakistanische Staatsangehörigkeit meiner Großeltern konnte ich mich nicht mehr recht erinnern.
  • Länder, die Sie in den letzten 10 Jahren besucht haben? Das wurde schon schwieriger und ich habe mich mal auf fünf besuchte Staaten begrenzt.

 

Dann die ausgefüllten fünf Seiten ausdrucken und mit zwei gleichen Fotos im Indischen Format 5 x 5 cm und dem Reisepass (mindestens noch 180 Tage gültig und mit zwei freien Seiten. Bedruckte oder bereits bestempelte Seiten zählen nicht mit) bei dem zuständigen Visa-Vermittler, zum Beispiel für Niedersachsen der „Visa Dienst Bonn“ in Hamburg einreichen. Aber auch nicht zu früh!  Wir haben den Antrag und die Reisepässe über uns Reisebüro per Einschreiben mit dokumentierte Auslieferung nach Hamburg senden lassen. 

Nach zwei Wochen hatten wir die Reisepässe mit dem Visa zurück. Kosten für die zwei Visa:

 

2 Touristenvisa                           42,00 Euro

Rücklieferung UPS Standard      8,00 Euro

2 Konsular-Service-Gebühr      22,69 Euro

19 % MwSt.                                  13,81 Euro

2 x Konsulargebühren             196,00 Euro

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Rechnungsbetrag                   281,50 Euro

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Der Tag in Mumbai

Heute wollen wir uns um 9:00 Uhr mit Manas Ajankor am Terminal treffen um mit seinem deutschsprachigen Guide die mehrstündige Stadtrundfahrt durch Mumbai zu starten.

Zuerst haben wir uns mit Elisabeth und Volker verabredet um gemeinsam das Schiff und den Hafen zu verlassen. Die beiden kennen wir ja schon von dem gemeinsamen Ausflug in Colombo. Nach Lektüre der auf der Kabine liegenden Immigrationinformation verabreden wir uns nach den Erfahrungen mit längeren Wartezeiten in New York und Singapur schon 30 Minuten eher.

Schon beim Frühstück im Ankelmannsplatz wird klar, ein großer Teil hat die Ausgaben von ca. 150,-- Euro für das Einreisevisum für Indien gescheut. Kein Gewusel um das Buffet und alle sind ganz relaxt. Von Bord auch keine Ansammlung von mehr als 10 Personen, bei der Immigration mehr geöffnete Schalter als Einreisewillige, der Shuttlebus startet sofort viertelvoll in Richtung Hafenausgang. Um diese Uhrzeit ist Manas natürlich noch nicht dort und wir warten und beobachten das Treiben auf der Straße. Die Taxenfahrer geben das Ansprechen und Anbieten günstiger Touren auch bald auf. Da entdecken wir Manas mit einer zweiten Gruppe. Er war doch schon drinnen am Hafenterminal gewesen. Glück, das wir ihn nun hier draussen antreffen. Also der erste Tipp: Bei einer Verabredung steht Manas Ajankor direkt am Ausgang des Terminals beim Schiff!!

Auf den Wagen mit Fahrer brauchen wir nur noch kurz warten. Klimatisiert und mit ausreichend Platz machen wir uns auf den Weg. Da wir für den Abend kurzfristig noch eine zweite Tour mit Manas verabredet hatten, wird er uns heute selbst begleiten. Er spricht ausgezeichnet und verständlich deutsch. Erstaunlich wie er das in 18 Monaten so schnell gelernt hat.

Vorbei an markanten Gebäuden in englischem Stil fahren wir durch die Stadt. Erster kurzer Stopp an dem verfallenen Watson-Hotel, an dem vor 100 Jahren TATA auf einem Schild lesen musste: Für Hunde und Inder kein Zutritt. Dies war der Anlass für ihn, das majästätische Hotel gegenüber dem Gate of India zu bauen.

Hier sehen wir auch die erste magere Kuh ihr Gras kauen.

Nächster Halt ist an einem großen Sportplatz gegenüber dem viktorianischen Stil gehaltenen High Court. Hier sind schon eifrig die ersten dabei für den indischen Nationalsport Cricket zu üben. Auf den Plätzen wird rund um die Uhr gespielt, so lange es hell ist. Verstehen werde ich die Regeln nicht so schnell.

In den hängenden Gärten, ein kleiner Park oberhalb der Stadt, vertreten wir uns kurz die Füsse. Hier gibt es sogar einen Park nur für Rentner, hier treffen sich die Menschen Ü60 zum Klönen etc. witzige Idee, finde ich. In der Ferne sehen wir das 27stöckige Hochhaus vom reichsten Mann Indiens, dort finden sich auf 3 Sckwerken seine Autos und im 10. Stockwerk hat er seine eigene heilige Kuh. Mumbai ist die 12reichste Stadt der Welt und hat mehr Milliardäre als New York.

Nach der Besichtigung des Hindutempels Radhagopinah, wo wir wieder den Elefantengott Ganseha sowie viele in Orange gekleidete Krisnan-Mönche sehen, führt uns Manas durch das Ghandi-Museum. Wir sehen die mit 60.000 Büchern bestückte Bibliothek und erfahren mehr über Ghandis Leben. Das Haus, in dem Ghandi zeitweilig lebte, ist gut erhalten und man bekommt einen guten Einblick in sein Leben und Wirken. Sehr interessant! Die TUI-Ausflügler sind auch schon da und sind ein wenig neidisch auf uns, denn ihnen erklärt keiner etwas so ausführlich. Schon jetzt hat sich der Ausflug mit Manas gelohnt, so viele Infos und alles ohne Zeitdruck.

Am Lalbaug Gewürzmarkt steigen wir wieder aus. Touristen sind hier keine. Die Auswahl an Gemüse, Obst und Kräutern ist riesig, angeboten von  Kleinsthändlern und Bauern die sich etwas Geld verdienen müssen. In einer Seitenstraße wird hauptsächlich Chili angeboten. In großen Säcken stehen die kleinen Schoten bereit. Ca. 500 Meter weiter werden die Gewürzmischungen, die Massalla, zubereitet. Kräuer und Chilischoten werden in großen Pfannen über Feuer gewendet und geröstet. Der Geruch ist scharf und macht einem den Hals frei. Hustensaft brauche ich dies Jahr nicht mehr!. In den kleinen Werkstätten dahinter werden die getrockneten Mischungen gemahlen. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Obwohl wir dicht nebeneinander stehen (Kopf an Kopf) können wir uns nicht verständigen. Die Hölle. Aber Arbeitsschutzgesetze oder persönliche Schutzausrüsten wie Ohrenschutz gibt es hier nicht. Bei uns in Deutschland undenkbar!

Ich kaufe zwei frische Gewürzmischungen für die Zubereitung von Fleisch- und Gemüsegerichten. Der Preis von 100 IDR sind umgerechnet etwa 1,20 Euro.

In der nächsten Straße stehen auch wieder kleine Hütten mit Werkstätten für Schuster oder Schneider. Laut Manas sind das hier keine Slums, sondern ist schon eine „bessere“ Wohngegend. An der Hauptstraße nimmt uns der Fahrer wieder auf.

Am Crawford Market ist unser nächster Stopp. Hier ist ein größerer Markt, in einigen Teilen auch überdacht. Hier sind Touristen keine Seltenheit und auch wir begegnen den blauen Schildern mit der Bustournummer. Angeboten wird alles von Ananas bis Ziegenfleich, von Knoblauch bis Trockenfisch oder Spülmittel und Nutella. In teils kleinsten Lädern oder eher Kammern sitzen die Verkäufer und bieten ihre Waren an. Ein Junge sitzt in einem Berg Knoblauch und teilt die Zehen von den Knollen ab um sie dann zu schälen. Angst vor Vampiren brauch der sicherlich keine zu haben.

An einem Stand riechen wir an mindestens zehn verschiedenen Currymischungen, und wir entscheiden uns für Green Curry und Bombay Curry zum mitnehmen. Dazu gibt es en kleines Büchlein mit Tipps für die Verwendung des scharfen Pulvers.

Nächster Stop ist Victoria Station (Chhatrapati Shivaji Terminus, kurz CST), das beeindruckendste Beispiel viktorianisch-gotischer Baukunst in Indien. Der Bahnhof wurde zum goldenen Jubiläum von Queen Victoria im Jahr 1887 eröffnet und wird heute von über drei Millionen Fahrgästen pro Tag genutzt. Dementsprechend hektisch ist das Treiben im Inneren des Gebäudes, wo übrigens einige Szenen des Filmes Slumdog Millionaire gedreht wurden. Gegenüber ist das imposante Rathaus (Munincipal Building) mit seinem fast 72 Meter hohen Turm. Hier werden wir abends wieder mit Manas herkommen, denn wir haben kurzfristig noch einen Ausflug mit Beleuchtung bei ihm gebucht. Nervig sind hier die bettelnden Kinder, die immer wieder an die Scheibe klopfen und um Geld bitten.

Um 11:30 Uhr müssen wir am Bahnhof Church Gate sein, denn dann werden hier die Lunchboxen verteilt. Das ausgeklügelte System funktioniert hervorragend. Muttern oder die Ehefrau kocht zuhause das Mittagessen für den Sohn oder Mann und füllt es in einen Behälter. Dieser wird eingesammelt und zu einer zentralnen Verteilstation wie dieser hier gebracht. Jetzt werden die Beutel, Tüten, Behälter etc. wieder zugeordnet und an die entsprechenden Zieladressen verteilt. Um 13:00 Uhr ist Mittagspause und bis dann sind die 50.000 Portionen mit einer 99,9%igen Zuverlässigkeitsrate pünktlich verteilt. Verantwortlich sind dafür die ca. 5.000 Henkelmänner. Ob das DHL, UPS oder Hermes auch schaffen würden?

In der Nähe des Sackbahnhofes Church Gate Railstation steigen wir aus und versuchen lebend auf die gegenübeliegen Straßenseite zu kommen. Geschafft!!

Manas besorgt die Fahrkarten für unsere Fahrt mit der lokalen S-Bahn zur Open Air Wäscherei. Die Türen der Waggons sind offen, denn in den Stationen ist schnelles Aus- und Einsteigen erforderlich. Der Zug hält nur maximal 25 Sekunden. An der Station XXXXX steigen wir aus und sind nach wenigen Schritten auf der Brücke oberhalb Dhobi Ghat. Von der Brücke haben wir einen tollen Überblick auf die kleinen Häuser. Dazwischen die Waschbecken in denen die Männer die Wäsche waschen. Auf den Dächern und zwischen den Häusern, in jeder freien Ecke, sind Leinen gespannt und mit der Wäsche zum Trocknen behangen. 5000 Männer sind in der größten Wäscherei der Welt beschäftigt.

Nach dieser beeindruckenden Vorstellung steigen wir wieder in unseren Wagen, denn unser Fahrer hat uns in der Zwischenzeit wieder eingeholt und wartet am Straßenrand auf uns.

Unbedingter Halt auf unserer Tour ist auch am Wahrzeichen von Munmai. Das Gateway, ein Monument in Form eines Triumphbogens am Thane Creek in Mumbai Mumbais berühmtestes Wahrzeichen wurde in den Jahren 1911 bis 1924 im Stadtteil Colaba erbaut. Die Eröffnungszeremonie vollzog am 4. Dezember 1924 Rufus Isaacs, 1. Marquess of Reading(1860–1935), der damalige Vizekönig von Indien.Indiens eigener, honigfarbener Triumphbogen wurde zur Erinnerung an den Besuch von König Georg V. (1865–1936) und seiner Frau Maria von Teck (1867–1953), errichtet. Das Königspaar befand sich auf dem Weg zum Delhi Durbar und betrat im damaligen Bombay im Jahr 1911 erstmals indischen Boden (es war der erste Besuch eines regierenden britischen Monarchen in Indien überhaupt). Das Bauwerk war ursprünglich als feierlicher Landungspunkt für mit P&O-Dampfschiffen ankommende Passagiere gedacht.Heute legen am Fuß der Steintreppe nur noch Boote an, die Passagiere durch die Meeresbucht des Thane Creek vorbei am Hafen zur Insel Elephanta bringen.    Der Platz rund um das Gateway ist bei Abendspaziergängen sehr beliebt.

Gleich nebenan an der Promenade steht das Luxushotel Taj Mahal Palace mit seiner sehenswerten Architektur. Eine Zimmer kostet hier ab 800 Euro aufwärts.

Um 16:30 Uhr sind wir wieder zurück am Schiff. Diese Tour war echt super und wir können Manas uneingeschränkt weiterempfehlen: Sehr gute Organisation, kleine Gruppe, es gab Wasser  und Bananen inklusive und wir sind auch an Orten fernab der Touristen gewesen.

Unser Eindruck von Indien: sauberer als gedacht und ohne Hupe geht gar nichts. An den Kontrast Arm-Reich muss man sich gewöhnen und vor allem die bettelnden Kinder ignorieren.

Zur Abholung für den Abendausflug verabreden wir uns für 18:30 Uhr mit Manas am Terminal.

So bleibt nur Zeit für eine kurze Pause. Eine erfrischende Dusche, ein kleiner Snack vom Buffet und schon geht es auch wieder los. Diesmal kommen ausser Elisabeth und Volker  auch Ulrike und Kai mit. Vor dem Hafentor wartet daher ein etwas größerer Bus auf uns, 20 Personen hätten bestimmt Platz. Begleiten wird uns auch die Frau von Manas.

Für diesen 3stündigen Ausflug zahlen wir pro Person 30 Euro. Wir werden am CausewayMarkt abgesetzt und bummeln im bunten Treiben (viel mehr los als am Tag, auch auf den Strßen!) durch die Marktstände, bis wir wieder am Taj Mahal Hotel stehen. Mittlerweile ist es dunkel geworden und viele Gebäude werden in bunten Farben angestrahlt, so auch Hotel und das Gateway auf India. Sieht toll aus und natürlich ganz anders als am Tag! Mit dem Auto geht es wieder zum Rathaus und Victoria Bahnhof - beides wunderschön in vielen unterschiedlichen Farbtönen angestrahlt.

Auch die sog. Perlenkette, der Marina Drive ist zu dieser abendlichen Zeit sehr voll mit Menschen. Alles ist unterwegs bei immer noch 25 Grad. Am Strand geniessen wir indische Snacks: Bohnen und Brot mit Koriander, scharfe Teigtaschen und Pani Puri.

Zurück auf dem Schiff müssen wir die Landgangskarte einwerfen. Wir treffen uns noch auf einen Absacker in der lauen Sommernacht mit Kai und Ulrike in der Außenalsterbar und beschließen diesen erlebnisreichen Tag. Um 04.00 Uhr macht die Mein Schiff 1 wieder auf den Weg. Vor uns liegen nun fast 2 ganze Seetage auf dem Weg in den Oman.


Auf dem Seeweg nach Muscat / Oman >>>