Kopenhagen

Samstag, 1. September 2018 

Langeliniekaj

Liegezeit: 8:00 bis 17:00 Uhr

Die Nacht war etwas unruhig: Erstens hat der Nachbar ordentlich geschnarcht und zweitens stand der Wind etwas ungünstig auf unserer Balkontür und erzeugte ein unangenehmes Pfeifen. Hoffentlich wird das in den kommenden Nächten besser, denn auf bisher mehr als 15 Kreuzfahrten auf der Mein Schiffflotte hatten wir diese Störgeräusche noch nicht erlebt.

Auf die Pünktlichkeit haben die Störungen keinen Einfluss und wir erreichen mit der Mein Schiff 4 Kopenhagen und machen um 8.00 Uhr am Langeliniekaj fest. Hinter uns läuft noch die Costa Favolosa ein und macht am Copenhagen Ocean Quay Cruise Terminal fest, wo auch bereits ein kleiners Schiff von Seabourn liegt.

Von dem stadtnahen Langeliniekaj sind es für uns bis zur

“Kleinen Meerjungfrau” gerade einmal 900 Meter, von dem Oceankaj aber schon über 5 Kilometer.

Nach zwei Besuchen in Kopenhagen kennen Anja und ich uns schon etwas in Dänemarks Hauptstadt aus und spielen heute für Ulrike, Kai und Jennifer die Stadtführer.

Gleich nach dem Anlegen treffen wir uns am Ausgang und machen uns auf den Weg. Die Mädels von der Touristeninformation kommen uns auf dem Weg entgegen und drücken uns noch einen Stadtplan in die Hand. Bei der “Lille Havfrue” ist noch nicht viel los und wir können ein paar Fotos machen, wenig später trifft der erste Bus mit unseren asiatischen Freunden ein. Glück gehabt.

Durch den Langelinie Park kommen wir zum imposanten Gefion-Springbrunnen mit der St. Alban's Church im Hintergrund. Am Kai stehen die 1905 erbauten königlichen Pavillons. Heute werden sie noch genutzt, wenn die königliche Familie an Bord der königlichen Yacht Dannebrog gelangen will. Ein paar Meter weiter steht die Hauptverwaltung der A. P. Moller-Maersk Group, seit 1996 die größte Containerschiffsreederei der Welt.

Vor der Backsteinfassade der Kunstgalerie “Den Kongelige Afstøbningssamling”  fällt uns das neue Kunstwerk, eine riesige Statue zum Gedenken an die Sklaverei, auf. Die David Statue ein paar Meter weiter steht schon etwas länger dort.

Die Kunstgalerie hat leider keine ständigen Öffnungszeiten. Die Türen des ehemaligen Lagerhauses öffnen nur in Verbindung mit besonderen Veranstaltungen oder nach vorheriger Vereinbarung. So müssen wir heute auf den Besuch der über zweitausend Gipsskulpturen, heidnische Götter und christliche Kunst verzichten.


Bei herrlichem Sonnenschein erreichen wir das Schloss Amalienborg mit der gegenüberliegenden Oper.

Der große Schlossplatz ist noch fast menschenleer und die Wachsoldaten müssen nur einen allzu aufdringlichen Fotografen verscheuchen. Derjenige war aber keiner von uns, denn wir wissen ja was Anstand und damit auch Abstand bedeutet.

Am Nyhavn müssen natürlich Fotos der schönen bunten Häuser gemacht werden. Die Nyhavnsbroen (= Brücke über den Nyhavn) wird gerade geöffnet für die davor wartenden Boote mit frischen Obst und Gemüse.

Über den Neuen Königsmark, der größte Platz der Stadt ist wohl zur Zeit auch die größte Baustelle Kopenhagens, kommen wir in die Einkaufsstraße Strøget.

Die Fußgängerzone  ist mit rund rund 1.100 m Länge eine der längsten Dänemarks, bei ihrer Eröffnung 1962 war Strøget sogar die längste Fußgängerzone Europas.

Wir sind noch früh unterwegs und auf der sonst sehr belebten Einkaufsmeile herrscht noch wenig Gedränge. Und auch an der Imbissbude für die in Dänemark beliebten roten Würstchen, die Rødepølser hält sich der Andrang noch in Grenzen.

Das wird sich im Lauf des Tages bestimmt ändern.

Wir biegen am großen Kaufhaus Illum rechts ab in die Købmagergade. Der angeblich coolsten Rooftop-Bar Kopenhagens mit dem besten Blick auf die Stadt statten wir vielleicht beim nächsten Mal einen Besuch ab. Bei Frellsen probieren wir aus der großen Auswahl an Flødeboller. Flødeboller sind ähnlich unserer Schoko- oder Schaumküsse. Es gibt sie hier in vielen zahlreichen Geschmacksrichtungen, zum Beispiel mit Lakritze, Himbeer, Kokosnuss, Haselnuss mit einem saftigen Marzipanboden und einer dicken Schicht dunkler oder heller Schokolade. Lecker!!

Ein Stück weiter steht der "Runde Turm". Der fast 35 m hohe Rundetårn wurde von Christian IV. zwischen 1637 und 1642 erbaut. Der 209 m lange Weg zur Aussichtsplattform windet sich 7 ½ Mal um den Kern des Turms und führt so ohne Stufen auf die Aussichtsplattform. Anja und ich waren 2010 schon einmal oben und haben die Aussicht auf die Altstadt bewundert. Unsere drei FreundeInnen spüren keinen Bedarf die Kalorien der Flødeboller zu verbrennen und so verzichten wir auf eine Besteigung. Ich werfe noch einen kurz einen Blick in die angrenzende Trinitatis Kirke.

Nächstes Ziel unserer Sightseeing-Tour sind die Torvehallerne in der Nähe des Bahnhof Nørreport. Mit mehr als 60 Ständen ist die Markthalle größter Food Market der Stadt. Hier gibt es alles was das Gourmetherz begehrt: Fangfrischer Fisch, Gemüse und Fleisch, von exotischen Gewürzen über Kaffee und Macarons bis hin zu dänischen Delikatessen von der Insel Bornholm. 

Auch wer bei dem Anblick der ausgestellten Waren Appetit bekommt, braucht die Halle nicht hungrig verlassen. Viele kleine oder größere Gourmetstände laden zu einem schnellen oder genüsslichen Happen mit Salaten,  Sandwiches, Tacos, Tapas und Pizza ein. Die dänische Spezialität Smørrebrød ist natürlich auch zu bekommen. Es gibt Hunderte von Variationen dieses dänischen Klassikers mit Fisch, Pastete, Fleisch oder als vegetarische Variante. Bei gutem Wetter kann man die diversen Köstlichkeiten draußen an den aufgestellten Holztischen genießen.

Wir sind aber noch nicht ganz so hungrig und wollen unser Smørrebrød etwas später in dem Restaurant "Under Uret"  in der Øster Farimagsgade 4 genießen. 

Das Restaurant von Ida Davidsen in der Store Kongensgade 70 hat am Wochenende leider geschlossen. In ihrem Restaurant gibt es 178 Variationen  von dem Smørrebrød. Die Speisekarte ist über 140 Zentimeter lang, damit die längste der Welt und steht so im Guinness Buch der Rekorde. Ich kann mich erinnern, das ich vor mehr als 40 Jahren schon einmal mit meinen Eltern und meinem Bruder in dem Restaurant war. Die Speisekarte war damals auch schon so lang und das Smørrebrød sehr lecker. Bloß die Preise waren damals etwas niedriger.

Vorbei am botanischen Garten, dessen Haupteingang gerade umgebaut wird, gelangen wir zum Restaurant "Under Uret".

Bei unserem letzten Besuch hatten wir hier bereits die Variationen von Smørrebrød gekostet und für gut befunden. Und auch heute schmeckt es uns sehr gut. Bloß das Kartenlesegerät macht mit leeren Akku etwas Probleme, aber ohne Bezahlen kommen wir dann doch nicht davon.  

Nach einer Weile funktioniert die Abbuchung von unserer EC-Karte, denn Geld hatten wir nicht getauscht. Denn normalerweise funktioniert Bezahlen bargeldlos problemlos auch wenn man nur ein kleines Eis kaufen würde.

Nach der Stärkung geht’s weiter vorbei am Statens Museum for Kunst und in den gegenüberliegenden Kongens Have, dem königlichen Garten. Umgeben von einem Wassergraben steht das Rosenborg Slot. über die Brücke und durch das Tor gelangen wir in den Schlosshof, der kostenlos betreten werden kann. Der Besuch des Museums mit der Chronologische Sammlung der dänischen Könige und der Ausstellung der dänischen Kronjuwelen kostet natürlich Eintritt.

Die interessieren uns heute nicht und wir schlendern weiter durch schöne Gassen in Richtung dem weltbekannten Vergnügungspark Tivoli. Hier könnte man einen ganzen Tag bei den zahlreich angebotenen Attraktionen verbringen, mehr als 30 Restaurants und über 20 Fahrgeschäfte stehen dafür bereit. Erholung ist dann am Tivoli-See mit der chinesischen Pagode angesagt, nach Einbruch der Dunkelheit mit Illumination.

Wir haben inzwischen fast 10 Kilometer gelaufen und wollen/müssen wieder zurück zum Schiff. Über den Rådhuspladsen kommen wir wieder in die Einkaufsmeile Strøget, inzwischen herrscht hier ein ordentliches Gedränge. Auf dem zentralen Platz Amagertorv steht der Storkespringvandet, der Storchenbrunnen. Hier trifft man sich zum Plausch und die Straßenhändler bieten ihre "angeblichen" handgefertigten Kunststücke an. Meist aber Werke, die man an ähnlichen Stellen genauso in Berlin, Hamburg, Kapstadt oder New York sieht.

Unter dem Brunnen befindet sich eine öffentliche Toilettenanlage. Wie alle WC-Anlagen in Kopenhagen kostenlos und diese hier toll restauriert. Auch in dieser heiklen Angelegenheit sensiblere Menschen brauchen sich vor einem Besuch nicht zu fürchten.

Über die Store Kongensgade erreichen wir das Kastellet, die Festungsanlage der Stadt. Wir umrunden  die ursprünglich zum Schutz gegen die Schweden errichtete Festung ursprünglich über den Wall und haben so einen schönen Blick über das Innere des Kastells und den Burggraben. Die vom dänischen König Christian IV. im Jahr 1626 beauftragte Verteidigungsanlage wird auch in der heutigen Zeit noch vom Militär genutzt wird. So trifft man bei einem Rundgang auch auf Wachhabende die auf Einhaltung der Besucherordnung achten. Also nicht mit dem Rad auf dem Wall fahren oder die Wälle rauf und runterlaufen. Da verstehen die Jungs keinen Spaß.

Von hier ist es nicht mehr weit zum Schiff. Wir haben noch etwas Zeit und auf dem gegenüberliegenden Pakhuskaj in Richtung Terminal kommen wir überraschend an der genmanipulierten und unförmigen Meerjungfrau, “The Genetically Modified Little Mermaid”, vorbei. Wie ihre "ältere Schwester" sitzt sie auf einem Stein im Hafenbecken. Sie gehört zu der Skulpturengruppe mit dem Namen "The Genetically Modified Paradise" auf einem Platz zwischen alten Lagerhäusern mit einem 40 Tonnen schweren Triumphbogen mit einer neun Meter hohen genetisch veränderten Madonna. Obwohl Kai den hier angeblich versteckten Cash nicht finden konnte, hat sich der kleine Umweg gelohnt.

Vom Ende des Langeliniekaj mit dem Molepavillonen machen wir noch ein Foto vom Schiff. Wir waren fast acht Stunden unterwegs und sind gute 16 Kilometer gelaufen. Bei schönem Wetter konnten wir dabei unseren Freunden nur einen “kleinen” Teil von Dänemarks Hauptstadt zeigen. Um 17:00 Uhr legt die Mein Schiff 4 ab in Richtung Oslo. Für 18:00 Uhr haben Anja & ich aus dem Stammgäste noch eine Einladung in die Provision. Bestimmt wieder eine sehr interessante Führung durch den Bauch des Schiffes. Wir sagen aber ab, denn vor dem Abendessen müssen wir jetzt erstmal unsere Beine hochlegen.

Zum Abendessen treffen wir uns mit Ulrike, Jennifer und Kai im Atlantik und können danach bei einem Cocktail die schönen Erlebnisse des Tages Revue passieren lassen.

Wir freuen uns auf die Einfahrt in den Oslo-Fjord und den morgigen Tag in der nächsten skandinavischen Hauptstadt.


Kurzbesuch in Oslo  >>>